Crypto-Pyramidenspiel für griechische Mausschubser: 15.000 Opfer

400 Dollar täglich für 12.000 Dollar Einzahlung und das Anschauen von Videos! Wir werden alle reich! OK, nicht alle, nur die Betreiber. Wenn sie es überleben...

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Brennende Geldscheine

(Bild: photoschmidt/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

"Metamax integrates flow economy and AI technology, which not only improves the user experience, but also promotes innovation and precision management." Nee, is klar. "META MAX bringt aktiv echte Veränderungen der Unterhaltungsbranche durch Web-3.0-Technik." Solche und ähnliche Beschwörungen prangen auf der Facebook-Webseite des zusammengebrochenen Projekts Metamax (auch: Meta Max), das als kanadisches Projekt dargestellt wurde. Vorgeblich sollte Metamax Geld scheffeln und verteilen, indem Teilnehmer Online-Videos anschauen, "liken" und kommentieren, auf Plattformen wie Tiktok und Youtube. Wer zuerst Kryptowährung einzahlte, sollte 3,33 Prozent Rendite erhalten. Pro Tag.

Das Geld stammte der Erzählung nach von Auftraggebern, die auf diese Weise die Algorithmen der Video-Plattformen zu manipulieren suchen. Warum man als Mausschubser dafür zuerst selbst Geld einzahlen muss? Gute Frage. Teilnehmer, die weitere Einzahler anschleppten, sollten zehn Prozent deren Einzahlung als Belohnung erhalten, und außerdem ein bis sechs Prozent deren "Gewinne" – abhängig davon, wie viel sie selbst eingezahlt hatten. Für Stufe 1 reichten 90 USDT, das sind Einheiten der US-Dollar-Variante der Tether-Stablecoin in ungefährer Parität zum US-Dollar. Für Stufe 7 mussten es schon 12.000 USDT sein. Anwerber prahlten mit saftigen Gewinnen, die sie selbst gemacht hätten.

Leider gibt es viele Opfer, laut zypriotischen Medienberichten geschätzt 15.000, viele davon in Griechenland und auf Zypern. Nicht alle Opfer nehmen ihren finanziellen Verlust mit Humor. Auf Zypern ist vorige Woche sogar ein Bombenanschlag verübt worden, der einem Verdächtigen Ex-Polizisten gegolten haben dürfte.

Die Polizei der Insel hat drei Männer in Zusammenhang mit dem Pyramidenspiel verhaftet, zwei davon selbst ehemalige Polizisten, 54 und 63 Jahre alt. Sie haben neue Teilnehmer für das Pyramidenspiel angeworben. An dem vom 54-Jährigen gemieteten Haus ist am Montag voriger Woche die Bombe explodiert – zu der Zeit war der Mann offenbar schon in Haft. Menschen dürften nicht zu Schaden gekommen sein, doch der Hauseigentümer hat den sprichwörtlichen Scherben auf.

Der Ex-Polizist beschreibt sich laut einem Medienbericht selbst als Opfer, das Geld verloren habe; er wisse nicht, wer die wirklichen Drahtzieher seien. Im Juni ist der Ex-Polizist auf die Philippinen gereist, um an der Eröffnung des Asien-Ablegers von Metamax teilzunehmen. Dabei habe er es mit der Angst zu tun bekommen und Zuflucht im zypriotischen Konsulat gesucht, das seine Ausreise organisiert habe. Die von ihm zuvor öffentlich präsentierten Gewinne habe er nur auf dem Papier erzielt, aber gar nicht abheben können. Anfang Juli bat er die zypriotische Polizei um Schutz, weil er um das Leben seiner Familie fürchtete. Daraufhin wurde er selbst verhaftet.

Die Eröffnungsveranstaltung von Metamax Asia könnte es gegeben haben; ein Youtube-Video zeigt Menschen in schicker Abendgarderobe, denen männliche "outstanding leaders" mit wohl falschen Namen vorgestellt werden, die "mehrere Wunder im Bereich Streaming" vollbracht haben sollen, wie die Moderatorin gleich zweimal vom Teleprompter las. Die Frau, selbst Trägerin eines unwahrscheinlichen Namens, erzählte, dass Metamax die Führung bei Innovation und Flow Mode übernommen habe, was immer das sein mag. Zur Untermauerung der Glaubwürdigkeit flirrten über die Leinwand nicht bloß Aufnahmen jubelnder Menschen, sondern auch Logos bekannter Marken wie Paypal, Netflix, Spotify, Instagram, Facebook und sogar Twitter und Google+. Google hat Google+ 2019 eingestellt.

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Das Video glänzt durch erheiternde Marketing-Prosa. Am selben Tag, als es auf Youtube gepostet wurde, dem 25. Juni, veröffentliche die philippinische Kapitalmarktbehörde SEC (Securities Exchange Commission) eine Warnung von Metamax. Daraufhin verschwanden die Webseiten sowie X-Konten des Projekts. Die Opfer müssen mit Totalverlust rechnen. Die Schadenssumme ist noch nicht bekannt; die Polizei Zyperns möchte mit Unterstützung Interpols Bankkonten in verschiedenen Ländern öffnen lassen, auch griechische Behörden ermitteln.

(ds)