Crypto.com: Nervosität nach 400-Millionen-Überweisung an falsche Wallet

Die Kryptobörse Crypto.com hat aus Versehen 400 Millionen US-Dollar an eine falsche Wallet geschickt. Das Geld ist zwar zurück, aber die Kundschaft ist nervös.

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(Bild: mk1one/Shutterstock.com)

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Nachdem bekannt wurde, dass die Kryptogeldbörse Crypto.com vor drei Wochen versehentlich Kryptogeld im Wert von 400 Millionen US-Dollar an eine falsche Wallet geschickt hat, steigt offenbar der Druck auf das Unternehmen aus Singapur. Das berichtet das Wall Street Journal und verweist auf Blockchain-Analysen, denen zufolge Anlegerinnen und Anleger zuletzt ungewöhnlich viel Kryptogeld von der Plattform abgezogen haben. Bislang sehe es aber so aus, als könnte Crypto.com die Folgen finanziell stemmen. Das versicherte der Nachrichtenagentur Reuters zufolge am heutigen Montag auch Geschäftsführer Kris Marszalek.

Marszalek hatte den fehlerhaften Transfer am Wochenende eingestanden, nachdem der bei Analysen der öffentlich einsehbaren Blockchain aufgefallen war, schreibt das Wall Street Journal. Demnach hat Crypto.com bereits am 21. Oktober 320.000 Ether (ETH) an die Wallet geschickt, die der Kryptogeldbörse Gate.io gehört. Eigentlich habe man das Kryptogeld in einen eigenen sogenannten "kalten Speicher" ("cold storage") transferieren wollen. Die sind nicht mit dem Internet verbunden und sollen besonders gut vor Diebstahl geschützt sein. Man habe mit Gate.io kooperiert und die riesige Summe zurückbekommen, erklärte Marszalek am Wochenende.

Am Montag versicherte er laut Reuters, dass man mit dem eigenen Geschäft ungestört weitermachen und "all den Zweiflern" beweisen werde, dass sie Unrecht hätten. Man habe genügend Reserven und werde das mit einer Rechnungsprüfung noch in dieser Woche unter Beweis stellen. Damit werde man auch zeigen, dass man nichts mit "unverantwortlichen Kreditprodukten" zu tun habe. Mit der öffentlichen Fragerunde am Montag hat Marszalek dem Bericht zufolge auf die wachsende Kritik reagiert, die nach Bekanntwerden des Transferfehlers laut geworden war.

Die Vorgänge spielen sich vor dem Hintergrund der innerhalb weniger Tage implodierten Kryptobörse FTX ab. Die geriet vor einer Woche in Zahlungsschwierigkeiten, nachdem Zweifel an den Kapitalreserven zu einer Kundenflucht und Mittelabzügen im Milliardenvolumen geführt hatten. Am Mittwoch sah es zunächst so aus, als ob der Konkurrent Binance den Großteil des angeschlagenen Konzerns übernehmen würde, doch Binance blies die Übernahme des strauchelnden Rivalen kurzerhand wieder ab. Am Freitag beantragte FTX Gläubigerschutz in den USA, inzwischen ermittelt die Polizei in den Bahamas, wo FTX seinen Hauptsitz hat. Die Ereignisse haben für sichtliche Nervosität auf den Kryptomärkten gesorgt, Kryptobörsen wie Crypto.com hatten zugesichert, ihre Reserven offenzulegen.

(mho)