DLR plant Testanlage zur Produktion strombasierter Kraftstoffe

Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum will eine Demonstrationslanlage zur Produktion strombasierter Kraftstoffe bauen. Entstehen soll sie in Leuna.

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(Bild: DLR (CC BY-NC-ND 3.0))

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Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) hat seine Pläne für den Bau einer Technologieplattform für Power-to-Liquid-Kraftstoffe (TPP) vorgestellt. Wie das DLR am Montag mitteilte, soll die Forschungs- und Demonstrationsanlage im sachsen-anhaltinischen Leuna entstehen. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit einem Millionenbetrag.

Strombasierte Kraftstoffe für den Fahrzeug-, Flug- und Schiffsverkehr sollen die Mobilität klima- und umweltverträglicher machen. Zusammen mit "namhaften Industrieunternehmen sowie Forschungseinrichtungen" soll die Technik für die Anlage entwickelt werden. Dafür stellt das BMDV in der Planungsphase maximal 12,7 Millionen Euro zur Verfügung. Sollte die Anlage dann in den Bau gehen, dann werde ein weiterer mittlerer dreistelliger Millionenbetrag in die Umsetzung fließen, teilte das DLR mit.

Dazu muss die Anlage, in der Power-to-Liquid-Kraftstoffe (PtL) hergestellt werden sollen, erst noch genehmigt werden. Die Bewilligung der Umsetzungsphase soll noch Ende 2023 erfolgen, sodass bereits 2024 mit dem Bau der TPP auf einem etwa 5 Hektar großen Gelände des Chemiestandorts Leuna begonnen werden kann.

Die Demonstrationsanlage werde so gebaut sein, dass PtL "semi-industriell" hergestellt werden können. Für die Herstellung strombasierter Kraftstoffe sollen die dafür nötigen Techniken bereitgestellt und eine entsprechende Anlage und die Prozesse zur Produktion entwickelt werden. Etwa 10.000 Tonnen PtL pro Jahr könnten so dort entstehen. Das wäre die weltweit größte Forschungsanlage ihrer Art.

Grundlage für die Kraftstoffe ist Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind und Fotovoltaik. Aus ihnen wird mittels Elektrolyse Wasserstoff hergestellt, der in großen Speichern gelagert wird. Unter Zuhilfenahme von CO₂ aus der Luft und etwa Biogasanlagen soll der Wasserstoff in ein Synthesegas umgewandelt werden. Mithilfe der Fischer-Tropsch-Synthese wird aus dem Gas ein synthetisches strombasiertes Rohöl, das Syncrude, gewonnen.

Die Weiterverarbeitung der Syncrude in einen verwertbaren Kraftstoff ist nicht einfach. Die dafür nötigen Verfahren der Aufbereitung seien mit denen herkömmlichen Erdöls nicht direkt vergleichbar und müssen erst noch angepasst und optimiert werden, um daraus normgerechte Kraftstoffe gewinnen zu können.

Zusätzlich zur industriellen Testanlage soll eine Forschungsanlage entstehen, die etwa 100 Tonnen Kraftstoff produzieren kann. Zusammen mit Wissenschaft und Industrie will das DLR in dieser Anlage neue Produktionsprozesse und Kraftstoffeigenschaften entwickeln. Zusätzlich soll untersucht werden, wie "grünes" Methanol als Basis für strombasierte Kraftstoffe verwendet werden kann.

PtL helfen dabei, CO₂ einzusparen. Zudem können sie den Ausstoß von Stickoxiden, Rußpartikeln und Wasserdampf minimieren, indem die chemische Zusammensetzung der Kraftstoffe optimiert wird. Kritiker bemängeln, dass der Energieeinsatz für die Herstellung zu hoch ist.

(olb)