Das Moorhuhn vor dem Showdown

In der Bilanzaffäre um den Bochumer Moorhuhn-Erfinder Phenomedia fällt Anfang August die Entscheidung über die Fortsetzung der Geschäfte oder die Liquidierung der Firma.

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Von
  • Jürgen Kuri

In der Bilanzaffäre um den Bochumer Moorhuhn-Erfinder Phenomedia fällt am 1. August die Entscheidung über die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die Gläubigerversammlung müsse dann über die Fortsetzung der Geschäfte oder die Liquidierung der am Neuen Markt notierten AG befinden, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Wulf-Gerd Joneleit am Montag der dpa. Zu den Gläubigern sollen die BHF-Bank, die Deutsche Leasing AG und das Arbeitsamt Bochum zählen.

Die Geschäfte der Phenomedia sollen jedenfalls vorerst weitergeführt werden, sagte Joneleit. Erst vor wenigen Tagen hat Phenomedia das Spiel Smoke Attack im Zuge einer Nichtraucherkampagne für das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) freigegeben. Substanz sei im Kernunternehmen da, wenn auch nicht im Umfang des früheren Börsenwertes, meinte Joneleit. Derzeit stünden die mehr als ein Dutzend Beteiligungen auf dem Prüfstand. "Wir müssen sehen, wo wir profitable Unternehmen verkaufen können und schwache liquidieren müssen."

Phenomedia war mit dem überraschenden Erfolg der "Moorhuhnjagd" zu einem der Börsen-Lieblinge aus der New Economy geworden. Allerdings hielt der Flirt mit den Spielebastlern nicht lange vor: Nicht etwa das Spiel erwies sich als "Bedrohung der deutschen Wirtschaft", wie angesichts der Moorhuhnleidenschaft vieler Büroangestellter schon gemunkelt wurde, sondern anscheinend das Management als Bedrohung für die wirtschaftliche Gesundheit von Phenomedia. Zwei Ex-Vorstände mussten Bilanzfälschungen zugeben, das Unternehmen musste wegen Überschuldung Insolvenzantrag stellen. Außerdem sind Phenomedia-Aktionäre wegen Insiderhandels ins Blickfeld der Wertpapieraufsicht geraten. Inzwischen ist die Aktie wohl selbst zum Zockerpapier geworden -- bis zum frühen Nachmittag fiel der Kurs noch einmal um 10,91 Prozent auf 49 Cent. (jk)