Data-Domain-Übernahme durch EMC fast abgeschlossen

Der Storage-Konzern EMC kontrolliert mehr als 80 Prozent der Anteile des auf Deduplizierungslösungen spezialisierten Unternehmens Data Domain. Dieses hatte zuvor schon eine verbindliche Übernahmevereinbarung mit dem EMC-Konkurrenten NetApp unterzeichnet.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Storage-Konzern EMC hat die Aktienmehrheit des auf Deduplizierungslösungen spezialisierten Unternehmens Data Domain übernommen. EMC kontrolliere derzeit einen Aktienanteil von etwa 82,1 Prozent, teilte das in Hopkinton (US-Bundesstaat Massachusetts) ansässige Unternehmen mit. Die Angebotsperiode für noch ausstehende Aktien sei bis zum 22. Juli verlängert worden. Sobald die Akquisition abgeschlossen sei, was man für Ende Juli erwarte, werde Data Domain "als neue Produktsparte in das Speicherportfolio von EMC integriert und als Basis für die Entwicklung von Disk-basierten Backup-, Recovery- und Archivierungslösungen dienen". Leiten wird die neue EMC-Produktsparte der bisherige Data-Domain-President und -CEO, Frank Slootmann. Dieser soll direkt an EMC-Chef Joe Tucci sowie den Leiter des Storage-Geschäftsbereichs bei EMC, Frank Hauck, berichten.

EMC hatte Data Domain nach einem Übernahmepoker dem Konkurrenten NetApp weggeschnappt, der rund 1,5 Milliarden US-Dollar in bar und Aktien für den Kauf von Data Domain geboten und bereits eine verbindliche Übernahmevereinbarung unterzeichnet hatte. Wenig später schaltete sich aber EMC ein und überbot NetApp um gut 20 Prozent. Während NetApp-CEO Dan Warmenhoven aber auch Data-Domain-Chef Slootman sich bemühten, die Vorteile eines Zusammenschlusses beider Unternehmen hervorzuheben, um eine positive Entscheidung auf Seiten der Aktionäre von Data Domain herbeiführen zu können, brachte die Gegenofferte von EMC NetApp unter Zugzwang. Anfang Juni erhöhte NetApp das Angebot dann auf 1,9 Milliarden US-Dollar – ohne jedoch die ursprünglichen Konditionen der Vereinbarung mit Data Domain zu ändern.

Unterdessen drängte EMC-CEO Tucci auf eine möglichst rasche Entscheidung zugunsten seines Unternehmens. Zuvor hatte er bereits in einem öffentlichen Brief an den Vorstand von Data Domain deutlich gemacht, dass EMC die Übernahme ernst meine und mit Nachdruck verfolgen werde. In Konsequenz erhöhte EMC das Gebot Anfang Juli auf insgesamt rund 2,1 Milliarden US-Dollar. Für NetApp war damit das Ende der Fahnenstange erreicht und CEO Warmenhoven gab bekannt, sich aus dem Bieterwettstreit zurückzuziehen. Am 8. Juli unterzeichneten dann EMC und Data Domain eine verbindliche Übernahmevereinbarung. Das ursprüngliche Abkommen mit NetApp wurde aufgelöst. Als Entschädigung für den geplatzten Deal zahlt Data Domain 57 Millionen US-Dollar an NetApp.

Branchenkenner spekulierten über die wahren Hintergründe der "Auseinandersetzung" zwischen EMC und NetApp. Denn beide Hersteller verfügen bereits über eigene Technologie zur Datendeduplizierung – im Falle von EMC sind es gleich mehrere, die zum Teil durch frühere Akquisitionen (Avamar) oder auch OEM-Abkommen (Quantum) übernommen wurden. Während NetApp einen entscheidenden Schritt zum Ausbau der Marktposition in Sachen Storage-Software gemacht hätte, könnten im Fall von EMC möglicherweise noch kartellrechtliche Probleme im Zuge der Data-Domain-Übernahme auftreten. Insider sehen jedoch eher strategische Beweggründe hinter der "EMC-Taktik". Mit diesem Schachzug könnte es EMC-Chef Tucci gelungen sein, einen seiner schärfsten Konkurrenten entscheidend zu schwächen. (map/c't) / (pmz)