Datenleck: Episoden von Netflix-Serien vorab ins Netz geleakt​

Unbekannte Angreifer haben einen Produktionspartner von Netflix angegriffen und zahlreiche unfertige Folgen von Hitserien im Netz veröffentlicht

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Dallas,,Texas/,United,States,-,05/10/2018:,(photograph,Of,Netflix,Logo

(Bild: Bernardo Ramonfaur/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Seit dem 7. August tauchen auf TikTok, X und anderen sozialen Medien Screenshots, Ausschnitte und komplette Episoden mehrerer mit Spannung erwarteter Serien von Netflix auf – teilweise Monate vor ihrer geplanten Veröffentlichung. Betroffen waren unter anderem fünf Folgen der zweiten Staffel von "Arcane" auf Netflix sowie die dritte Staffel der britischen Coming-of-Age-Serie "Heartstopper", darüber hinaus ei mehrere Folgen von "Dandadan" und Episoden von "Ranma 1/2". Auch komplette Staffeln sollen im Umlauf sein, etwa die gesamte Serie "Terminator Zero", die in Deutschland erst am 29. August bei Netflix starten sollte. Auch der Anime "Mononoke" wurde angeblich komplett geleakt. Crunchyrolls Premiere der dritten Staffel von "Re:Zero" ist ebenfalls geleakt, aber anscheinend aus einer anderen Quelle.

In einem Statement gegenüber The Wrap sagte ein Netflix-Sprecher: "Einer unserer Postproduktionspartner wurde kompromittiert und leider ist Filmmaterial von mehreren unserer Titel online durchgesickert. Unser Team unternimmt aggressive Schritte, um es zu entfernen." Auch Crunchyroll bestätigte den Vorfall gegenüber The Wrap: "Wir haben eine Untersuchung eingeleitet, um die Quelle dieses Lecks zu identifizieren, und unser Team unternimmt Schritte, um es entfernen zu lassen", hieß es.

Seit zwei Tagen tauchten auf einschlägigen Seiten immer mehr Links zu dem teilweise unfertigen Videomaterial auf. Auf Screenshots kann man Timecodes sowie Hinweise wie "Only for internal use" und "Property of Netflix" erkennen. Wie User auf Reddit und X berichten, fehlen verschiedenen Episoden noch visuelle Effekte und Sounds. Diese Hinweise lassen darauf schließen, dass der Angriff auf einen Post-Production-Partner der beiden Streamingdienste erfolgt, etwa ein Synchronisations- oder Effektstudio. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die Inhalte bei Netflix' Synchronisationspartner Iyuno entwendet wurden. Auf ihrer Webseite schreibt die Firma: "Iyuno ist sich eines kürzlich aufgetretenen Sicherheitsproblems bewusst, das den unbefugten Zugriff auf vertrauliche Inhalte betrifft."

Nutzer beklagen die Leaks und fordern Netflix und Crunchyroll auf, die Serien vorzeitig zu veröffentlichen, um die Spoiler-Flut einzudämmen. Gerüchten zufolge könnte auch Material zur fünften Staffel von "Stranger Things" betroffen sein.

Viele der geleakten Episoden scheinen in einem unfertigen Zustand zu sein, wie Screenshots und Videoschnipsel auf X und anderen Plattformen vermuten lassen.

(Bild: X)

Erst in der vergangenen Woche war HBO von einem ähnlichen Leck betroffen: Vor dem Staffelfinale von "House of the Dragon" kursierten Szenen aus der ersten Hälfte der mit Spannung erwarteten Episode in den sozialen Medien. HBO machte einen internationalen Drittanbieter für die unbeabsichtigte Veröffentlichung verantwortlich.

Die Angriffe auf Netflix und Crunchyroll reihen sich ein in eine Serie von Attacken auf Filmstudios und Produktionsfirmen. Kürzlich wurde auch Disney Opfer eines Angriffs: Die selbst ernannten "Hacktivisten" der Gruppe "NullBulge" behaupteten, 1,2 TByte an internen Slack-Daten erbeutet zu haben, darunter unveröffentlichte Projekte, Code und Log-in-Daten. Disney untersucht den Fall derzeit. Im Gegensatz zu Netflix und Crunchyroll wurden bisher jedoch keine Disney-Inhalte wie Filme oder Serien veröffentlicht.

Update

Zuordnung der Serien vo Netflix und Crunchyroll korrigiert. Bei Crunchyroll war nur die Premierenfolge betroffen. Außerdem ein Statement von Netflix' Partner Iyuno ergänzt.

(vza)