DeepSeek-Hype: Nvidia verliert an einem Tag 600 Milliarden US-Dollar Börsenwert
Nachdem am Wochenende plötzlich eine chinesische KI-App die Konkurrenz von OpenAI überholt hat, gab es für die KI-Branche einen schwarzen Tag an der Börse.
Nachdem die KI-App des chinesischen Unternehmens DeepSeek am Wochenende die Konkurrenz in Apples App Store überholt hat, ist der Börsenwert von Nvidia am Montag um fast 600 Milliarden abgesackt. Es ist der größte derartige Tagesverlust der US-Börsengeschichte. Das vorher noch wertvollste Unternehmen der Welt ist damit auf Platz drei hinter Apple und Microsoft abgerutscht. Mit einem Wertverlust von 17 Prozent war der Kursrutsch von Nvidia aber am Montag noch nicht einmal der größte, Siemens Energy – wo man zuletzt von Erwartungen auf den hohen Strombedarf von KI-Rechenzentren profitierte – stürzte gar um gut 20 Prozent ab.
Schwarzer Tag fĂĽr die KI-Industrie
Schlecht lief der Tag aber nicht nur für Nvidia und Siemens Energy. Eine ganze Reihe von Unternehmen, die an der Börse vom KI-Hype profitiert haben, mussten deutliche Verluste einstecken. So gingen die Börsenkurse von Oracle um 14 Prozent, von Super Micro Computer um mehr als 12 Prozent und von Cisco um fünf Prozent zurück, Microsoft verlor zwei Prozent. Bloomberg hat ermittelt, dass die Vermögen der reichsten 500 Menschen des Planeten an einem einzigen Tag um zusammen 100 Milliarden US-Dollar kleiner wurden, allein Jen-Hsun Huang von Nvidia und Larry Ellison von Oracle verloren demnach jeweils mehr als 20 Milliarden US-Dollar.
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Auslöser des schwarzen Tags für die Tech-Industrie war offenbar die Erkenntnis, dass KI-Software mit deutlich weniger Rechenleistung – und damit auch Technik von Nvidia – trainiert werden kann als bisher gedacht. Obwohl angeblich nur für 5,6 Millionen US-Dollar trainiert, sollen zwei KI-Modelle von DeepSeek mit der Konkurrenz von OpenAI & Co. mithalten oder die gar hinter sich lassen. Ob die Angaben von DeepSeek zum Training der Modelle stimmen, ist aber unklar. Schon vor Wochen wurde laut der Nachrichtenagentur dpa spekuliert, dass das chinesische Unternehmen Zugriff auf mehr Nvidia-Chips hat, als angesichts der US-Sanktionen eingestanden.
Klar ist, dass viele Investoren, die vor allem die Nvidia-Aktie in den vergangenen Monaten zu immer neuen Höchstständen getrieben haben, jetzt plötzlich kalte Füße bekommen haben. US-Präsident Donald Trump sprach von einem "Weckruf" für die US-Industrie. Die Erfolge von DeepSeek zeigten, dass "wir extrem auf den Wettbewerb fokussiert sein müssen, um zu gewinnen", zitiert ihn Bloomberg. Insgesamt seien die Nachrichten aus China aber positiv, weil sie zeigten, dass man für konkurrenzfähige KI-Technik nicht so viel Geld ausgeben muss. Genau das dürfte aber die größte Sorge an den Börsen sein.
Uneinigkeit an der Wall Street
Bei den Experten herrscht derweil Uneinigkeit über die Einschätzung von DeepSeeks Technik. So zitiert die Financial Times einen Analysten mit dem Urteil, dass die Zusammenfassung "absolut falsch" sei, dass DeepSeek OpenAI für fünf Millionen US-Dollar kopiert habe: "Wir glauben nicht, dass das einer weiteren Diskussion bedarf." In einer anderen Analyse heißt es demnach aber, dass die Entwicklung unterstreiche, wie anfällig die KI-Branche immer noch sei, weil in ihr viel auf der Annahme beruhe, dass Firmen einen uneinholbaren Vorsprung haben. Sogar die Meinung, dass die Entwicklung letztlich gut sei für Nvidia, gab es demnach. Immerhin könnten solche Fortschritte aus China bedeuten, dass mehr Unternehmen auf KI setzen.
(mho)