"Der Unterricht geht weiter": Wie Schüler zu Hause lernen

Seite 2: Chancenungerechtigkeit

Inhaltsverzeichnis

Ein weiteres Problem sieht der Schulleiter bei den Ressourcen der unterschiedlichen Schüler. "Ich habe Familien, da sitzen jetzt sechs Kinder in einer 3-Zimmer-Wohnung. Da ist keine Gelegenheit, in einer geschützten Lernatmosphäre zu arbeiten", sagt der Schulleiter. Auch die Unterstützung durch die Eltern sei nicht immer gegeben. So sprechen einige Erziehungsberechtigte wenig Deutsch oder hätten nicht den Bildungsstand, den Kindern bei den Aufgaben helfen zu können. Es sei nicht im Sinne der Chancengleichheit, wenn die Aufgaben von Zuhause in die Benotung der Schüler einfließen, wie es an einigen Schulen gemacht werde.

Sophie Halley von der Landesschüler- und Schülerinnenvertretung (LSV) NRW muss beispielsweise in den kommenden Tagen einen Aufsatz für den Geschichtsunterricht schreiben, der als Ersatz für einen Test benotet wird. "Soziale Ungleichheit, die eh schon da ist, wird dadurch reproduziert", kritisiert die 18-Jährige. "Für die Schüler, die den Rückhalt im Elternhaus nicht haben, werden diese Wochen Horror durch Leistungsdruck, schlechte Noten und fehlende Unterstützung."

Das Schulministerium NRW betont, dass Chancengerechtigkeit trotz der gegenwärtigen Situation gegeben sein müsse. Durch die Aussetzung des Unterrichts dürfe keinem Schüler und keiner Schülerin ein Nachteil entstehen, hieß es aus dem Schulministerium. Die Schulen müssten Angebote machen, um die unterrichtsfreie Zeit sinnvoll zu nutzen. Bei den bis zum Beginn der Osterferien bereitgestellten Materialien und Aufgaben dürfe es sich nicht um Inhalte von Prüfungsrelevanz handeln.

Siehe dazu auch:

(olb)