Deutsche Bahn: Vermehrter KI-Einsatz soll Verspätungen weiter verringern

Ein eigenes KI-Tool vermeidet Verspätungen bei der Bahn und soll künftig auf mehr Strecken zum Einsatz kommen. Die Bahn zieht eine erste, positive Bilanz.

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(Bild: Markus Mainka/Shutterstock.com)

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Die Deutsche Bahn will mit ihrer selbst entwickelten KI-Software die Unpünktlichkeit ihrer Züge in ganz Deutschland weiter verringern und dadurch Raum für noch mehr Kapazität im Streckennetz schaffen. Das Tool habe bereits allein im Jahr 2022 insgesamt 58.000 Verspätungsminuten verhindert und solle künftig in mehr Gebieten und auf zusätzlichen Strecken eingesetzt werden, teilte das Unternehmen am Sonntag mit. Bereits seit 2021 wird es in Stuttgart, im Rhein-Main-Gebiet und in München eingesetzt – in der zweiten Hälfte dieses Jahres soll die S-Bahn in Berlin dazukommen, 2024 dann die S-Bahn in Hamburg. Die DB erwartet dadurch für das Jahr 2023 deutschlandweit etwa 90.000 vermiedene Verspätungsminuten.

Die Disponenten in den Leitstellen können mit Hilfe der Algorithmen schneller entscheiden, welche Züge wann zuerst in den Bahnhof einfahren sollen. In Stuttgart etwa könnten auf diese Weise Verspätungen von bis zu acht Minuten ausgeglichen werden. Die KI simuliere zudem auf Basis des Live-Betriebs laufend die Entwicklung der Verkehrslage und melde Konflikte frühzeitig. "So arbeiten wir uns Schritt für Schritt an den bundesweiten Echtzeitfahrplan heran", sagte Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik.

Helfen kann die KI-Anwendung zum Beispiel, wenn zwei Züge durch Verspätungen fast gleichzeitig an einen eingleisigen Streckenabschnitt kommen: Die KI berechnet dann unter Einbeziehung der näheren Zukunft und aller Züge im Netz in Sekundenbruchteilen, welcher Zug den Abschnitt zuerst befahren sollte – immer unter der Maßgabe der geringsten Auswirkungen auf die Pünktlichkeit.

Das langfristige Ziel sei ein Echtzeitfahrplan, der – vergleichbar einem Gehirn – zur digitalen Schaltzentrale des deutschen Bahnverkehrs werden soll, teilte der Konzern mit. Mit Hilfe der KI könnten dann alle Verzögerungen durch Störungen, Baustellen oder sonstige Vorfälle direkt in die Steuerung des Verkehrs einfließen, teilt das Unternehmen mit. Interne Prozesse würden durch die enorme Rechenleistung der KI beschleunigt und effizienter.

Getestet wird die Anwendung derzeit auf der Strecke zwischen Elmshorn und Sylt. "In diesem Abschnitt operiert die KI erstmals außerhalb eines geschlossenen S-Bahn-Systems und muss mit Mischverkehr, also Güter-, Nah- und Fernverkehrszügen umgehen", teilte die Bahn mit. "Verlaufen diese Tests erfolgreich, kommt das System im nächsten Schritt auf der stark ausgelasteten Strecke zwischen Mannheim und Basel zum Einsatz."

(tiw)