Deutsche Bahn startet elektronisches Meldesystem gegen Korruption

Informanten sollen künftig Fälle von Korruption mit einem anonymen Account über das Internet an die Revisoren melden können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 60 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Ulrike Heitmüller

Heute Mittag schaltet die Deutsche Bahn AG ein elektronisches Meldesystem zur Bekämpfung von Korruption frei. Dort können sich Mitarbeiter, Kunden und vor allem Geschäftspartner des Unternehmens übers Internet direkt an die Revisionsabteilung wenden, wenn sie Verdacht hegen oder Kenntnis von Korruption im Unternehmen haben.

Der Informant klickt einen Link auf der Website der Bahn und wird auf einen anderen Server geführt. Dort wird dem Nutzer zunächst absolute Anonymität zugesichert und gezeigt, wie er einen Account einrichtet. Dann kann der Informant in einem Formular angeben, wo er die Korruption beobachtet hat, zum Beispiel im Bereich Infrastruktur oder bei Schenker, dem Logistik-Unternehmen der Bahn. Für weitere Angaben steht ein Textfeld bereit.

Die Meldung geht an die Revisoren, die dem Informanten Antworten zuschicken können. Die Bahn geht nämlich davon aus, dass sich ein Informant später wieder einloggt und nachschaut, ob eine Nachricht für ihn vorliegt. Die Möglichkeit zur Nachfrage sei aus ermittlungstechnischen Geichtspunkten wichtig, denn ein Informant wisse nicht immer, welche Informationen die Bahn brauche, heißt es von der Bahn gegenüber heise online zur Erläuterung.

Die Bahn beteuert, die Informanten könnten sich auf das Versprechen der Anonymität verlassen. Die extern eingekaufte Software sei ein bewährtes System, das auf die Bedürfnisse der Bahn zugeschnitten worden sei. Zudem laufe das Ganze über einen externen Server, der von dem Anbieter des Systems bei einem dritten Unternehmen eingerichtet worden sei. Auf die Daten dort habe niemand Zugriff.

Das elektronische Meldesystem ist ein Teil einer größeren Antikorruptionskampagne der Bahn. Sie will heute ihren Compliance-Bericht 2006/07 vorstellen und darin über die Ergebnisse der Korruptionsbekämpfung berichten. Laut Compliance-Bericht 2006/2007 resultierten aus 113 Hinweisen 101 bahninterne Ermittlungsverfahren und 24 staatsanwaltschaftliche Verfahren. Von 2000 bis 2007 mache die Bahn allein im Bereich Infrastruktur Schäden in Höhe von 70 Millionen Euro geltend. (Ulrike Heitmüller) / (anw)