Deutsche Bank sichert Milliardendeal über US-Digital-TV

Der Kampf um den Satelliten-TV-Anbieter DirecTV ist vorerst beendet: Mit Hilfe der Deutschen Bank legt EchoStar knapp 26 Milliarden US-Dollar auf den Tisch.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Übernahmeschlacht um den US-amerikanischen Konzern Hughes Electronics und seine Digital- und Satelliten-TV-Tochter DirecTV scheint nun endgültig geschlagen: Nach der Deutschen Bank hat jetzt auch Credit Suisse First Boston dem Sieger EchoStar eine zusätzliche Kreditlinie in Höhe von 2,75 Milliarden US-Dollar bewilligt.

EchoStar, nach DirecTV bisher der zweitgrößte Anbieter von Satelliten-Fernsehen in den USA, hatte in der vergangenen Woche nach einem 18 Monate dauernden Bieterkampf für insgesamt 25,8 Milliarden US-Dollar den Zuschlag gegenüber der News Corporation von Medienzar Rupert Murdoch erhalten. Wichtiger Bestandteil des Deals war unter anderem ein Kredit über knapp drei Milliarden US-Dollar, den General Motors (Konzernmutter von Hughes Electronics) EchoStar-Chef Charlie Ergen einräumte, weil dieser kurzfristig (ein Tag vor Vertragsunterzeichnung) von seinen Financiers im Stich gelassen worden war. Mit dem Geld der Deutschen Bank und Credit Suisse kann Ergen, der einst als professioneller Blackjack-Spieler in Erscheinung getreten war, diesen GM-Kredit, für den er mit seinem Privatvermögen geradestand, umgehend wieder ablösen.

Nach Einschätzung von Wall-Street-Analysten sind damit alle finanziellen Hürden der DirecTV-Transaktion durch EchoStar genommen. Was jetzt ansteht, sind die Genehmigungen durch die US-Medienaufsichtsbehörde FCC sowie die Börsen- und Handelsaufsicht FTC. Und hier könnten noch einige Überraschungen auf EchoStar zukommen. Mit einem Zusammenschluss der beiden Bigshots würde nämlich ein TV-Riese entstehen, der 16,7 Millionen Haushalte versorgt und im Segment des Satelliten-TV-Geschäfts auf einen Marktanteil von 91 Prozent kommt. Der Anteil am gesamten US-amerikanischen Pay-TV-Geschäft einschließlich Kabelfernsehen würde bei 17 Prozent liegen.

Vor allem diese kartellrechtlichen Bedenken hatten General Motors lange Zeit dazu neigen lassen, Mitbieter Rupert Murdoch den Zuschlag zu geben. Murdochs Ziel war es, die exponierte Rolle von DirecTV in Nordamerika mit der marktbeherrschenden Stellung seiner TV-Sender (BSkyB in Europa, Star TV in Asien und Sky Latin America) zu verknüpfen und so ein globales Satelliten-TV-Netz aufzubauen. Auch wäre die News Corporation für den Global Player Microsoft sehr viel attraktiver geworden, hätte sich Murdoch das DirecTV-Filetstück einverleiben können. Microsoft hatte bereits durchsickern lassen, dass man bereit sei, bis zu 4 Milliarden US-Dollar in die neue Satelliten-TV-Gemeinschaft zu investieren. Microsoft engagiert sich selbst auf dem Markt für interaktives Fernsehen durch die Herstellung von Software für Settop-Boxen und besitzt mit WebTV einen eigenen Anbieter. Über die Hughes-Tochter DirecTV läuft zudem der Vertrieb von Microsofts Ultimate TV, einem digitalen Videorecorder, der mit Software aus Redmond betrieben wird.

Doch Ergen wäre nicht Ergen, hätte er nicht in letzter Minute wieder einmal ein As aus dem Ärmel gezaubert: Für den Fall, dass der Kauf von DirecTV am Kartellrecht scheitert, will er für rund fünf Milliarden US-Dollar den Satellitenbetreiber Pan-AmSat kaufen, der zu 80 Prozent ebenfalls im Besitz von Hughes Electronics ist. Zudem werde er im Falle eines Scheiterns 500 Millionen US-Dollar Auflösungsgebühren in bar an General Motors zahlen, versicherte er. (pmz)