Deutschland geht das technische Fachpersonal aus
Arbeitgeber glauben, dass es der deutschen Wirtschaft in den nächsten Jahren schwerfallen wird, genügend technischen Nachwuchs zu rekrutieren. Arbeitsmarktforscher indes bezweifeln den beinahe täglich beschworenen Fachkräftemangel.
- Jürgen Diercks
Nachwuchsmangel in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen gefährdet nach Ansicht verschiedener Experten die deutsche Wirtschaft. "Bis 2030 werden durch Renteneintritte vier Millionen Arbeitsplätze zusätzlich frei", sagte Ellen Walther-Klaus von der wirtschaftsnahen Bildungsinitiative "MINT Zukunft schaffen". Diese will Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik stärker in den öffentlichen Fokus rücken. Trotz hoher Verdienstaussichten sei das Interesse an Ingenieurberufen unter Jugendlichen gering.
Michael Münch, Sprecher der Ingenieurkammer Sachsen, sieht das Problem eher in den Abbrecherquoten von bis zu 50 Prozent unter Studenten. Seiner Ansicht nach sollten die Schulen mehr Wert auf Mathematik und Physik legen. Sachsen habe mit 5,7 Prozent aller Beschäftigten derzeit die höchste Ingenieursdichte bundesweit. Rund 3000 von ihnen gingen jedes Jahr in den Ruhestand.
Es gibt jedoch auch Experten, die den Fachkräftemangel für hausgemacht, übertrieben beziehungsweise für nicht existent halten, wie etwa der Unternehmer und Buchautor Martin Gaedt in einem Interview ausführt. Andere Beobachter sehen in diesem Zusammenhang ebenfalls Propaganda von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und Politik am Werk. Ein Beleg für die Zweifel: Der Mangel müsste sich nach marktwirtschaftlichen Gesetzen im Gehalt der umworbenen Klientel niederschlagen. Das war in den vergangenen fünf Jahren nicht der Fall, es reichte meist kaum für einen Inflationsausgleich. 2014 gibt es laut einer Entgeltstudie der IG Metall zwar erstmals wieder Reallohnerhöhungen für IT-Fachkräfte, allerdings nur in sehr geringem Umfang. (mit Material von dpa) (jd)
