Deutschland setzt bei Galileo auf ESA-Variante

Das geplante europäische Satellitennavigationssystem Galileo solle zum Teil über die Europäische Weltraumorganisation ESA finanziert werden, schlägt Berlin vor. Ziel ist eine angemessene Berücksichtigung deutscher Unternehmen bei der Auftragsvergabe.

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  • dpa

Im Streit um die milliardenschwere Finanzierung des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo hat die Bundesregierung in Brüssel einen neuen Vorschlag gemacht. Das 2,4 Milliarden Euro tiefe Finanzierungsloch könnte mit Geldern aus dem EU-Haushalt und der – nicht zur EU gehörenden – Europäischen Weltraumorganisation ESA gestopft werden, sagten EU-Diplomaten am Montag in Brüssel. Berlin will mit der Mischfinanzierung sicher stellen, dass deutsche Unternehmen angemessen bei der Auftragsvergabe berücksichtigt werden.

Die EU-Finanzminister werden am morgigen Dienstag in der belgischen Hauptstadt erneut über den Konflikt beraten, ohne dass dabei Entscheidungen erwartet werden. Es werde sich aber zeigen, ob der deutsche Vorschlag eine Aussicht auf Erfolg habe oder nicht. Die EU-Staats- und Regierungschefs dürften bei ihrem Brüsseler Gipfeltreffen am 13. und 14. Dezember in den Streit eingreifen.

Deutschland stellt sich mit dem Vorschlag ausdrücklich gegen das Vorhaben von EU-Verkehrskommissar Jacques Barrot, der die 30 Satelliten und andere technische Ausrüstung ausschließlich aus EU-Haushaltsmitteln bezahlen will. Deutschland befürchtet bei dieser Finanzierung eine Mehrbelastung für den Bundeshaushalt von 500 Millionen Euro. Der Kommissionsvorschlag wird unter anderem von Frankreich unterstützt.

Nach dem Platzen eines Finanzierungsmodells gemeinsam mit der Industrie fehlen mindestens 2,4 Milliarden Euro, um das Galileo-System komplett in Betrieb zu nehmen. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf mindestens 3,4 Milliarden Euro. Laut einer Option des neuen deutschen Vorschlags könnte jeweils die Hälfte dieser Summe von der EU und von der ESA getragen werden. Der ESA mit Sitz in Paris gehören 17 Staaten an, also nicht alle EU-Länder.

Mit Galileo will die EU unabhängig vom US-Navigationssystem GPS (Global Positioning System) werden. Die Entwicklungsphase läuft seit fast drei Jahren. Inzwischen ist der Starttermin um fünf Jahre auf Mitte 2013 verschoben. Ursprünglich sollte Galileo bereits im kommenden Jahr bereitstehen. (dpa) / (pmz)