Deutschland soll bis Jahresende unabhängig von Öl und Kohle aus Russland sein
Die Abkehr von russischem Öl und Gas ist laut Bund eine grundlegende Änderung von Deutschlands Energieversorgung. Beim Gas wird es deutlich schwieriger.
Deutschland will bis zum Jahresende unabhängig von Kohle und Öl aus Russland sein. Damit stehe das Land vor einer grundlegenden Änderung der Energieversorgung, sagte Kanzleramtsstaatssekretär Jörg Kukies (SPD) auf dem Energieforum der Internationalen Energieagentur (IEA). Eine weitaus größere Herausforderung sei allerdings die Abkehr von russischem Gas.
Im Jahr 2021 deckte Russland nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums rund 35 Prozent des deutschen Ölverbrauchs. Auch bei der Kohle wurden etwa 40 Prozent von dort importiert. Ölimporte aus Russland haben besonders im Osten Deutschlands eine lange Tradition. Dort endet die Druschba-Pipeline (Freundschaft). Das dort ankommende Import-Rohöl deckt den gesamten Bedarf Ostdeutschlands. Die Raffinerien in Schwedt und Leuna verarbeiten insgesamt 24 Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr aus Russland.
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Wann die Importe enden
Schon im August wird Deutschland nach Angaben von Kukies unabhängig von russischer Kohle sein. Die Abkoppelung vom Öl soll zum Jahresende erfolgt sein. Weitaus schwieriger ist die Lücke bei den Gasimporten zu schließen. Die Europäische Union bekomme rund 158 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr aus Russland.
Mit dem Bau von Flüssigerdgas-Terminals will Deutschland sein Gasnetz für neue Importeure öffnen. Das Terminal in Wilhelmshaven befindet sich bereits seit Anfang Juli im Bau und soll zum Jahresende einsatzbereit sein. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) kündigte an, dass am 21. Dezember das erste tiefkalte Flüssiggas per Schiff ankommen soll.
Erste Rohre für LNG-Pipeline
In dieser Woche wurden bereits auch die ersten Rohre für eine 30 Kilometer lange Pipeline geliefert, die das Terminal an der Nordsee mit dem Gasfernnetz und einem großen Gasspeicher in Ostfriesland verbindet. Die USA und Katar könnten allerdings nach Angaben des Bundes aktuell lediglich 30 Milliarden Kubikmeter liefern – viel zu wenig, um einen Totalausfall von Russland als Lieferant zu kompensieren. "Wir können uns dieses Problem nicht einfach wegdenken", sagte Kukies.
In Wilhelmshaven sollen ab dem Winter rund 7,5 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr ins Netz eingespeist werden. Zukünftig seien bis zu 20 Milliarden Kubikmeter möglich. Dies würde für Deutschland rund 40 Prozent der jährlichen Gaslieferungen abdecken, so Lies. Weitere LNG-Terminals sind für Stade, Brunsbüttel, Hamburg, Rostock und Lubmin im Gespräch. In Brunsbüttel soll ebenfalls in diesem Jahr noch ein schwimmendes Terminal wie in Wilhelmshaven an den Start gehen.
(mki)