LNG-Terminal: Erster Rammschlag für Deutschlands neue Erdgasversorgung

Das Terminal in Wilhelmshaven soll in Rekordzeit fertig sein, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Das Flüssigerdgas ersetzt Russland-Importe.

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Schon Ende 2022 sollen in Wilhelmshaven die ersten LNG-Schiffe Flüssigerdgas entladen.

(Bild: Wojciech Wrzesien / ShutterStock)

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Im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist am Donnerstag der erste Rammschlag für ein schwimmendes Flüssigerdgas-Terminal (LNG) in Wilhelmshaven erfolgt. Bis Jahresende soll das LNG-Terminal bereits in Betrieb gehen. Von Tankschiffen soll tiefgekühltes Flüssigerdgas in die schwimmende Anlage gepumpt, dort durch Erwärmung regasifiziert und in die deutschen Erdgas-Netze eingespeist werden.

Bei der Anlage handelt es sich um eine sogenannte FSRU (Floating Storage and Regasifaction Unit). Auch an anderen Standorten in Deutschland sind Terminals zum Import von LNG geplant, unter anderem im niedersächsischen Stade und in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein.

"Wir haben eine gute Chance, das zu schaffen, was eigentlich in Deutschland unmöglich ist: Innerhalb von etwa zehn Monaten ein LNG-Terminal zu errichten, und es anzuschließen an die deutsche Gasversorgung", sagte Habeck, der den Rammschlag von Bord eines Schiffes aus verfolgte. Begleitet wurde er von Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU).

Nach Angaben der Stadt Wilhelmshaven können schon im ersten Schritt 20 Prozent der bisher aus Russland bezogenen Gasmengen durch Flüssigerdgas ersetzt werden. Im Jahresverlauf 2023 soll die Menge sogar auf bis zu 40 Prozent erweitert werden. Die schwimmende Anlage an einer vorhandenen Seebrücke mit drei Schiffsliegeplätzen, die bislang von der chemischen Industrie genutzt wurden, soll später durch eine stationäre Einrichtung an Land ersetzt werden. Aktuell laufen auch die Genehmigungsverfahren für eine Gaspipeline zu Kavernen im nahegelegenen Etzel.

Bis vor kurzem bezog Deutschland noch 55 Prozent seines Jahresbedarfs von insgesamt rund 90 Milliarden Kubikmetern Erdgas aus Russland. Inzwischen sei der Anteil auf 35 Prozent reduziert worden, so Habeck. Allein über das neue LNG-Terminal Wilhelmshaven sollen künftig rund 10 Milliarden Kubikmeter Gas in die Netze geleitet werden.

Für den rund 370 Meter langen Anleger müssen 150 Stahlpfähle mit einer Länge von 50 Metern in den Meeresboden gerammt werden. Deutschland verfügt bislang noch nicht über ein eigenes LNG-Importterminal. Wilhelmshaven habe im Moment die Nase vorn, Brunsbüttel sei aber nur kurz dahinter, so Habeck. Mit dem Flüssigerdgas soll die Abhängigkeit von russischem Erdgas verringert werden.

Der Betrieb der FSRU erfolgt durch RWE und Uniper, mit denen der Bund jeweils Dienstleistungsverträge schließt. Dafür stehen Haushaltsmittel der Bundesregierung von 2,94 Milliarden Euro zur Verfügung. Konkret mietete Habecks Ministerium jeweils zwei Schiffe von den Anbietern Höegh beziehungsweise Dynagas.

Die für Flüssigerdgas umgebaute Seebrücke soll vom Land Niedersachsen betrieben werden. Die Stadt Wilhelmshaven sorgt für die Zwischenfinanzierung der Umbauten und schießt dafür 45 Millionen Euro vor, die eigentlich Teil einer 157 Millionen Euro umfassenden Strukturförderung für den Kohleausstieg waren. Das Land beabsichtigt das Geld später zurückzuzahlen. Die Stadt erhofft sich perspektivisch von der Anlage aber auch den Einstieg in die Versorgung mit grünem Wasserstoff. Dabei handelt es sich um Wasserstoff, bei dem die Elektrolyse ausschließlich mithilfe von erneuerbaren Energien wie Windstrom und Sonnenenergie erfolgt. Wilhelmshaven - bislang eine Energie-Drehscheibe für Kohle und Öl in Deutschland - will damit auch künftig bei der Versorgung Deutschlands eine führende Rolle spielen.

Bei mehreren Umweltschutzverbänden stoßen die Terminal-Pläne auf erhebliche Kritik. So forderte die Deutsche Umwelthilfe einen sofortigen Baustopp. Mit dem Bau drohe die unumkehrbare Zerstörung eines Unterwasser-Biotops, außerdem würden Schweinswale gefährdet, teilte der Verein mit.

Die Geschäftsführerin des BUND-Landesverbandes Niedersachsen, Susanne Gerstner, kritisierte, der vorzeitige Baubeginn sei ohne Offenlegen der Unterlagen und ohne Beteiligung der Umweltverbände genehmigt. "Die Genehmigung ist in keiner Weise nachvollziehbar", betonte sie. Im Baubereich befinde sich ein gesetzlich geschütztes Biotop, das durch die Baumaßnahmen teilweise zerstört würde.

(mki)