Deutschlandticket: Bisheriges Abo-Modell bleibt
Die Bundesregierung hat in einer Antwort auf eine kleine Anfrage eine Zwischenbilanz zum Deutschlandticket gezogen.
Seit seiner Einführung zum Mai 2023 wurden 74,6 Millionen Deutschlandtickets verkauft und es wird jeden Monat von 11 Millionen Fahrgästen genutzt. Darunter sind eine Million Fahrgäste, die den ÖPNV vorher nicht oder kaum genutzt hatten, geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage von CDU/CSU hervor, die heise online vorliegt. Insgesamt wertet die Bundesregierung das Deutschlandticket als "großen Erfolg".
Angaben dazu, wie oft eines der 49 Euro kostenden Ticket abonniert und wieder gekündigt wurde, konnte die Regierung nicht machen; auch nicht zum Anteil derjenigen, die das Ticket länger als einen Monat abonniert haben. Es gebe keine Überlegungen, die Laufzeit des Abonnements zu ändern. Ob der Preis für das Ticket steigen wird, ließ die Bundesregierung offen, es müssten zunächst die finanziellen Auswirkungen des vergangenen und des laufenden Jahres ermittelt werden.
Längere Abo-Dauer, mehr Planungssicherheit
Das Deutschlandticket ist zwar als Abonnement buchbar, es kann aber bis zum zehnten Tag eines jeweiligen Gültigkeitsmonats gekündigt werden. CDU und CSU hatten gefragt, ob erwogen werde, ein Abo einzuführen, das mindestens ein halbes oder ganzes Jahr gelten würde. Auf die Weise könnten Verkehrsunternehmen mehr Planungs- und Finanzierungssicherheit gewinnen.
Der Fahrgastverband Pro Bahn und der Verbraucherzentrale Bundesverband hatten bei früherer Gelegenheit kritisiert, dass das Deutschlandticket nur im Abonnement erhältlich ist – und das zudem mit starren Fristen für Bestellung und Kündigung. Einige Nutzer kündigen das Ticket sofort nach dem Kauf, um die Kündigungsfrist nicht zu verpassen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing erklärte im August 2023, durch das Abo-Modell werde die Kostenfrage umgekehrt. Auch setzt Wissing voll auf das digitale Ticket.
Nun erläutert die Bundesregierung, mit dem Deutschlandticket verfolge sie das Ziel, die Bürger von ÖPNV-Kosten zu entlasten, übermäßig komplexe Tarifstrukturen abzubauen, die Digitalisierung voranzutreiben und den ÖPNV auch für Neukunden attraktiver zu machen. Das Potenzial an Neukunden sei noch nicht ausgeschöpft, zeigt sich die Regierung überzeugt, sie "ermuntert daher die Branche, die Gewinnung von Neukunden weiterhin aktiv zu betreiben".
Datenqualität noch nicht ausreichend
Der Bund werde "weiterhin Gespräche mit den Ländern führen" darüber, die das Deutschlandticket weiterentwickelt werden könnte. Damit antwortet die Bundesregierung abstrakt auf die Frage, ob absehbar sei, dass es Mitnahmemöglichkeiten auf Basis des Tickets geben wird. Die Frage, wie hoch der Anteil der Nutzer des Tickets in städtischen Gebieten ist, konnte die Bundesregierung nicht beantworten. "Eine Auswertung der Daten nach Raumtypen ist vorgesehen und soll in einer BMDV-eigenen Evaluation umgesetzt werden", heißt es in der Antwort.
Verkehrsverbünde und Verkehrsunternehmen sind verpflichtet, die von ihnen verkauften Deutschlandtickets an eine Datensammelstelle zu melden. Aus dieser Stelle stammt auch die Zahl von 74,6 Millionen verkauften Tickets. Die Datensammelstelle bauen der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV), der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen e.V. (bdo), der Bundesverband Schienen Nahverkehr (BSN) und die Deutschlandtarifverbund GmbH (DTV) auf. Dafür musste zunächst eine neue technische Plattform geschaffen werden, auch mussten die erforderlichen Verfahren und Prozesse definiert und eingeführt werden. In den vergangenen Monaten sei die Qualität der Datenmeldungen "deutlich verbessert" worden, schreibt die Regierung, aber auch: "Hier sind aus Sicht der Bundesregierung dennoch weitere Anstrengungen notwendig."
Auf die Frage, ob sie das ÖPNV-Angebot im ländlichen Raum verbessern werde, ging die Bundesregierung nur abstrakt ein, indem sie auf den Preis des Deutschlandtickets hinwies und erklärte: "Mit einer konsequenten Vernetzung der Verkehrsträger sowie einer engen Verknüpfung individueller und öffentlicher Mobilität kann ein wesentlicher Beitrag für klima-, umwelt- und sozialverträglichen Verkehr geleistet werden."
(anw)