Die Fotoaufgabe der Woche (1/6): Den roten Faden finden

In unserer Serie gibt Autor Lars Poeck jede Woche Grundlagenwissen zur Fotografie weiter und stellt eine passende kreative Foto-Aufgabe. Zum Start geht es im ersten Teil um die Entwicklung eines eigenen Bildstils.

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Fotoaufgabe der Woche (1/6): Den roten Faden finden

Bei Porträtsessions rede und lache ich viel, statt alles akribisch zu inszenieren. So hatten Serkan und ich viel Spaß. Ich hatte einen Kabelauslöser in der Hand und habe meine Fotos gemacht. Er verlor die Scheu vor der Kamera, und es kamen tolle, natürliche Fotos dabei raus!

(Bild: Lars Poeck)

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Dieser Text ist ein Auszug aus Lars Poecks Buch "Kreative Foto-Aufgaben".

Bis man als Fotograf seinen eigenen Stil gefunden hat, braucht es viel Übung. Es dauert lange, bevor andere sagen: "Oh, das Foto ist doch von dir, das erkenne ich sofort." Auch ich suche oft noch nach meiner eigenen Bildsprache, doch erkenne ich zunehmend Stilmittel, die ich gerne nutze und die mir helfen, einen gewissen eigenen Stil zu erarbeiten.

Damit meine ich Techniken, die ich beim Fotografieren einsetze – gepaart mit meiner Kreativität. Dadurch ergibt sich meine eigene Bildsprache, die mein Foto unverwechselbar macht. Wenn du viel ausprobierst, wirst du mit der Zeit Stilmittel erkennen, die zu dir passen und mit denen du deinen Look unterstreichen kannst. Aber lass dir Zeit. Der Weg ist das Ziel!

Wie agiere ich mit meinem Gegenüber? Wie setzte ich Dinge in Szene? Wie lese ich das Licht? Ich meine damit nicht den Filter, den ich eventuell nutze, der lässt sich sehr einfach austauschen. Ebenso ist das Kameraequipment beliebig und sollte nicht mit Bildsprache verwechselt werden. Schau dir zur Übung und Studie von Bildsprache viele Bilder anderer Fotografen an. Was gefällt dir? Welche Stile erkennst du? Wie ist das Foto aufgenommen?

Fotoaufgabe der Woche (1/6) (3 Bilder)

Der eigene Stil

Ich erkenne Stilmittel, die ich immer wieder verwende. Hier der Blick durch die Menschenmenge und die Einrahmung meines Motivs.

ISO 125 | 125 mm | f/6,3 | 1/320 s
(Bild: Lars Poeck)

Betrachte einmal Fotos von Ansel Adams. Er hatte sich der Natur und insbesondere der Landschaftsfotografie verschrieben und fotografierte mit größtmöglicher Tiefenschärfe und maximaler Detailgenauigkeit. Robert Capa dagegen, von dem das berühmte Zitat "Wenn deine Fotos nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran" stammt, verfolgte eine ganz andere Bildsprache. Er arbeitete mit sehr vielen Nahaufnahmen, legte Wert auf Gefühl und Emotionen, die im Foto zu spüren sind. Oder auch Sebastião Salgado, der mit oft dramatischen Schattenspielen oder auch einer gezielt eingesetzten Unschärfe Akzente setzt, ist überaus inspirierend. Stöber dich durch verschiedenste Stile und geh auf Entdeckungsreise durch die unterschiedlichen Bildsprachen.

Eine Serie zum Thema „Die Zahl Drei“ – es braucht ein Überthema, das
einen Wiedererkennungswert hat oder eine Art Klammer erkennbar
macht.

(Bild: Lars Poeck)

Bei all diesen Fotografen wird dir auffallen, dass jedes Bild in seiner Bildsprache einem Muster folgt, das sich in den anderen Fotos wiederfindet. So lassen sich viele Bilder schnell zu einer Serie zusammenführen. Das macht es dem Betrachter leicht, diese Fotos auch als Serie zu begreifen und den Fotografen wiederzuerkennen. Sicher hast du einen ganzen Haufen Bilder, die alle etwas Besonderes sind, ein einzigartiger Moment, eine einzigartige Lichtstimmung. Doch wie funktionieren die Bilder nebeneinander? Finden sich wiederkehrende Momente oder Elemente, die sich in allen Bildern wiederholen? Wenn dem so ist, freu dich über die Entdeckung deiner eigenen Bildsprache. Wenn du das noch nicht erkennst, begib dich auf die Reise zu deiner eigenen Bildsprache. Es ist spannend, aber es ist ein Stück Arbeit, dranzubleiben und zu üben.

Mein Thema war „Blätter durch die Jahreszeiten“. Was interessiert dich? Was hat einen Wiedererkennungswert? An welche Orte kehrst du oft zurück?

(Bild: Lars Poeck)

Überlege dir ein Kurzzeitprojekt – am besten zwei bis drei unterschiedliche Tagesprojekte. Fotografiere diese an einem Tag zu Ende. Dabei kannst du Bildpaare oder Anfang und Ende einer Begebenheit zeigen und damit deine Geschichte erzählen. Suche ein verbindendes Element, das entweder das Überthema, eine Form oder eine irgendwie geartete Klammer darstellt. Es gibt unendlich viele kreative Themenideen: Menschen mit Smartphone, ausrangierte Fernseher am Straßenrand, bunte Haustüren oder Kirchtürme. Sei kreativ! Hast du einen Haufen Fotos in deinem Archiv zu ähnlichen Themen oder im Rahmen der gleichen Fotosession fotografiert? Erkennst du den roten Faden? Eine Serie braucht ein verbindendes Element.

Die einfachste Verbindung wäre, wenn du das gleiche Foto mehrere
Male hintereinander zu unterschiedlichen Uhrzeiten fotografierst. Das wäre jedoch etwas einfältig. Die Serie muss nicht zeitlich gebunden sein. Sie kann im Rahmen eines Shootings oder über Jahre entstehen. Ich habe Serien, die ich stetig weiterführe.

Bisher erschienen:

(msi)