Die Kuh ist vom Eis: Fusion AOL / Time Warner perfekt

Die US-Regulierungsbehörde FCC genehmigte die Fusion AOL/Time Warner, stellte aber eine Reihe von Bedingungen zum Schutz der Verbraucher.

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Von
  • Jürgen Kuri

Noch bis gestern plagten sich die fusionswilligen Konzerne AOL und Time Warner mit Unstimmigkeiten bei der US-amerikanischen Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) herum: Nun ist die Fusion des weltgrößten Internetanbieters America Online (AOL) und des weltgrößten Medienunternehmens Time Warner perfekt. Nachdem die Wettbewerbsbehörde FTC bereits Mitte Dezember unter strengen Auflagen über die Öffnung des Kabelnetzes von Time Warner ihre Zustimmung gegeben hatte, zog am gestrigen Donnerstagabend (Ortszeit) auch die Kommunikationsbehörde nach.

Die FCC stellte aber eine Reihe von Bedingungen zum Schutz der Verbraucher. Die FTC hatte mit Hilfe von Klagedrohungen die beiden Unternehmen zu weit reichenden Konzessionen gezwungen, die jetzt von der FCC bekräftigt wurden. AOL Time Warner muss sein Kabelfernsehnetz auch anderen Internet-Serviceanbietern für den Hochgeschwindigkeitszugang öffnen. Time Warner darf auch fremde Internetservice-Firmen im Hinblick auf Inhalte und Internetdienste nicht diskriminieren, die an deren Kunden weiter gegeben werden. AOL muss seinerseits den Kunden die über Telefonleitungen übermittelten DSL-Internetdienste auch in Gebieten anbieten, in denen Time Warner über Kabelfernsehleitungen Breitbanddienste offeriert. Zudem muss der Online-Dienst gewährleisten, dass sein Instant-Messaging-Service mit den entsprechenden Diensten anderer Anbieter zusammenarbeitet, bevor er "fortgeschrittene IM-basierte Highspeed-Dienste", wie die FCC dies nennt, offeriert. Gemeint ist damit unter anderem die Integration von Videokonferenzen in die Instant-Messaging-Dienste. Auf die gegenwärtige Situation beim Instant Messaging, bei dem eine jahrelange Auseinandersetzung zwischen den Anbietern immer wieder hochkocht, nimmt die Entscheidung der FCC aber, anders als erwartet, keinen Einfluss.

Die neue Gesellschaft wird als AOL Time Warner firmieren – die neue Web-Site aoltimewarner.com ist bereits aktiv. Kurz nach der Verkündigung des FCC-Beschluss erklärten die beiden Firmen auch prompt, der Zusammenschluss sei nun abgeschlossen. Es ist die größte Fusion, die es je gegeben hat. AOL hat mehr als 26 Millionen Online-Kunden. Time Warner verfügt über Film- und Fernsehstudios, Kabelfernsehnetze und -gesellschaften, Verlage und Vergnügungsparks. Das Time Warner-Kabelfernsehsystem erreicht 20 Millionen Haushalte und ist nach AT&T das zweitgrößte der USA. AT&T muss nach den Auflagen der FCC auch seine Beteiligung bei Time Warner Entertainment aufgeben, die unter anderem für die TV-Kabelnetze des Konzerns zuständig sind. Die Fusion wird AOL die enormen Medieninhalte des Time-Warner-Konzerns zugänglich machen sowie dem Medien-Branchenführer Time Warner die AOL-Onlinedienste öffnen und interaktives Fernsehen ermöglichen. Viele Verbrauchergruppen waren auf Grund dieser geballten Macht gegen den Zusammenschluss. (jk)