Die Pleite von BenQ Mobile ist besiegelt

Nach drei Monaten voller Hoffen und Bangen hat der insolvente Handyhersteller BenQ Mobile mit Beginn des neuen Jahres den Betrieb weitgehend eingestellt.

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  • dpa
Nach drei Monaten voller Hoffen und Bangen hat der insolvente Handyhersteller BenQ Mobile mit Beginn des neuen Jahres den Betrieb weitgehend eingestellt. Da die Suche nach einem Investor vergeblich blieb, eröffnete das Amtsgericht München offiziell das Insolvenzverfahren, hieß es am heutigen Dienstag. "Es findet nur noch eine Auslaufproduktion statt", sagte eine Sprecherin von Insolvenzverwalter Martin Prager. Offiziell sei der Betrieb eingestellt. Mit einer Reihe von Mitarbeitern würden aber noch Handys, die schon fast fertig produziert waren, noch verkaufsfähig gemacht.
BenQ Mobile hatte Ende September Insolvenzantrag gestellt. Von der Pleite der ehemaligen Siemens-Handysparte sind rund 3000 Beschäftigte in Deutschland betroffen. Dem Vernehmen nach sollen rund 400 von ihnen mittlerweile neue Jobs gefunden haben, davon rund 150 bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber Siemens. Die übrigen Mitarbeiter sollen in zwei Transfergesellschaften in Bayern und Nordrhein-Westfalen unterkommen, die zu einem großen Teil von Siemens finanziert werden.
Die Suche nach einem Investor für die Tochter des taiwanischen Elektronikkonzerns BenQ Corp. war in den vergangenen Wochen erfolglos geblieben. Es gebe aber noch eine "Resthoffnung", dass ein möglicher Käufer zumindest Teile des Geschäfts aus der Insolvenzmasse übernehme und weiterführe, sagte ein IG-Metall-Sprecher. Sicher werde er aber nicht allen verbliebenen Beschäftigten Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten bieten können.
Die taiwanische BenQ Corp. hatte das Unternehmen vor gut einem Jahr von Siemens übernommen und dafür von dem deutschen Elektrokonzern noch eine Mitgift von mehr als 400 Millionen Euro erhalten. Nach eigenen Angaben steckten die Taiwaner nochmals mehr als 800 Millionen Euro in die deutsche Tochter, die aber unter Marktanteilsverlusten und Umsatzeinbrüchen litt. Vor gut drei Monaten drehte die Mutter BenQ Mobile dann den Geldhahn zu und schickte das Unternehmen damit in die Pleite. Rund 2000 der ursprünglich rund 3000 Beschäftigten verloren dadurch unmittelbar ihre Jobs.
Insolvenzverwalter Prager will die Öffentlichkeit am morgigen Mittwoch bei einer Pressekonferenz über den aktuellen Stand des Verfahrens informieren. Für insolvente Unternehmen gilt, dass sie mit der offiziellen Eröffnung des Verfahrens keine roten Zahlen mehr schreiben dürfen. Daher war in den vergangenen Wochen bereits befürchtet worden, dass Prager BenQ Mobile dichtmachen muss.
Nach Vorarbeiten in den vergangenen Wochen haben die beiden Transfergesellschaften zum Jahresbeginn offiziell ihren Betrieb aufgenommen. Bei BenQ Mobile in München sind laut IG Metall derzeit nur noch einige Dutzend Beschäftigte mit der Abwicklung restlicher Aufgaben beschäftigt wie der Erstellung von Zeugnissen und dem Abschluss von Gehaltskonten.
Nach Informationen des Betriebsrates war zuletzt nur noch ein ernsthafter Interessent für die Reste von BenQ Mobile verblieben. Dabei soll es sich um eine Investorengruppe aus dem IT- und Halbleiterbereich handeln, die von einem Münchner Rechtsanwalt vertreten wird, hatte es geheißen. Ob aber tatsächlich wie erwartet in diesen Tagen ein konkretes Angebot auf den Tisch gelegt werde, sei unklar, hieß es am Dienstag in Gewerkschaftskreisen. Auch eine Sprecherin des Amtsgerichts München erklärte, es sei nicht ausgeschlossen, dass Interessenten auch nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens Teile des Unternehmens aus der Insolvenzmasse herauskaufen.