Tiktok: EU-Nutzer sollen wegen DSA Suchtfaktor reduzieren können

Der europäischen TikTok-Community will der Betreiber künftig aufgrund des DSA die Option bieten, die Personalisierung des Empfehlungsalgorithmus abzuschalten.

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(Bild: XanderSt/Shutterstock.com)

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TikTok hat am Freitag weitere Änderungen an teils zentralen Mechanismen der Social-Media-App angekündigt, um Pflichten aus dem Digital Services Act (DSA) der EU nachzukommen. So soll die "europäische Community" von Ende August an die Möglichkeit erhalten, die Personalisierung des Empfehlungssystems zu deaktivieren. Dadurch würden entsprechenden Nutzern in ihren "Für dich"- und Live-Feeds regional oder international beliebte Videos angezeigt, die nicht mehr auf ihren persönlichen Interessen basierten. In "Folge ich"- und Freunde-Timelines tauchten weiter Videomacher auf, denen sie folgen, aber in chronologischer Reihenfolge ohne Auswertung von Personenprofilen. Suchergebnisse sollen ebenfalls angepasst werden.

Ein Untersuchungsausschuss des französischen Senats beklagte bei TikTok jüngst einen "extrem süchtig machender Algorithmus", der die meist aus Kindern und Jugendlichen bestehenden Anwender "stundenlang am Bildschirm hält". Er brachte ein Verbot des Dienstes mit chinesischen Wurzeln ins Spiel. Der Betreiber hat nach eigenen Angaben sein System nun zudem so eingestellt, dass Nutzer im Alter von 13 bis 17 Jahren keine personalisierte Werbung mehr sehen, "die auf ihren Aktivitäten auf oder außerhalb von TikTok basiert". Schon länger gebe es die Option für alle Anwender, gezielte, auf Targeting und Tracking aufbauende Reklame in ihren Einstellungen ein- oder auszuschalten.

Im Einklang mit dem DSA will TikTok den Nutzern im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) ferner Informationen über ein breiteres Spektrum von Entscheidungen zur Moderation von Inhalten zur Verfügung stellen. "Wenn wir beispielsweise ein Video für eine Empfehlung als ungeeignet einstufen, weil es ungeprüfte Behauptungen über eine noch laufende Wahl enthält", werde dies künftig angezeigt, heißt es in der Mitteilung. Der Diensteanbieter will zudem mehr Details über solche Entscheidungen mitteilen. Erkennbar werden soll so etwa, ob die Maßnahme auf einer automatisierten Erkennungstechnologie beruhe.

TikTok will zudem deutlicher machen, wie Inhalteproduzenten und Personen, die sich über Beiträge beschwert haben, Widerspruch gegen Entscheidungen einlegen können, Content zu löschen oder auf der Plattform zu halten. In den kommenden Wochen werde man in Europa eine zusätzliche Meldeoption einführen, mit der User auf Inhalte einschließlich Werbung aufmerksam machen könnten, die sie für illegal halten. Um dies so einfach wie möglich zu gestalten, werde Nutzer eine Liste von Kategorien wie Hassrede, Belästigung und Wirtschaftskriminalität zur Verfügung stehen, um treffende Punkte auszuwählen.

Die EU-Kommission und TikTok hatten Mitte Juli einen "Stresstest" durchgeführt, um das Unternehmen auf das Befolgen des Gesetzes für digitale Dienste vorzubereiten. "Tiktok wird den DSA vollumfänglich umsetzen und erhöht seine Transparenz und Verantwortlichkeit", versprach die EU-Politikchefin von TikTok, Caroline Greer, im Anschluss. Der Konzern freue sich, weiter mit der Kommission zusammenzuarbeiten. Der Kommentar von Binnenmarktkommissar Thierry Breton war fordernder: Der Plattformbetreiber müsse jetzt "den Prozess beschleunigen, um die Regeln vollumfänglich einzuhalten".

(tiw)