DigitalRadar erhebt erstmalig den Stand der Digitalisierung in Krankenhäusern
Der DigitalRadar soll messen, welchen Einfluss das Krankenhausfinanzierungsgesetz samt Milliardenförderung auf den Digitalisierungsgrad der Krankenhäuser hat.
Erstmalig hat das Konsortium "DigitalRadar" im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) den Digitalisierungsgrad in deutschen Krankenhäusern erhoben. Unter anderem soll das "DigitalRadar Krankenhaus" den Effekt der Förderung von Krankenhäusern mit bis zu 4,3 Milliarden Euro durch das Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHZG) messen. Dieses sieht nach § 14b die "Evaluierung des Reifegrades der Krankenhäuser hinsichtlich der Digitalisierung" vor. An der Befragung nahmen 1.624 Krankenhäuser und damit 91 Prozent aller Plankrankenhäuser teil.
Obligatorische Teilnahme
Krankenhäuser, die Fördergelder nach bestimmten Fördertatbeständen erhalten wollen, müssen an der Befragung teilnehmen. Teilnehmende Krankenhäuser erhalten eine Bescheinigung, die für das Bundesamt für soziale Sicherung (BAS) als Nachweis für die Erfüllung der Fördervoraussetzungen dient. Zudem gibt es für die Krankenhäuser einen Zugang zu ihren Ergebnissen und "Benchmarking-Informationen" als Dashboard.
Zu den Fördertatbeständen gehören unter anderem die Ausstattung der Notaufnahme, Patientenportale, digitale Pflege- und Behandlungsdokumentation, klinische Entscheidungsunterstützungssysteme, digitales Medikationsmanagement, IT-Sicherheit, online-basiertes Bettensystem, Telemedizin-Netzwerke. Die meisten Krankenhäuser haben Fördermittel für "Digitale Pflege- und Behandlungsdokumentation", "Patientenportale" und "Digitales Medikationsmanagement" beantragt. Derzeit ist es allerdings so, dass diese Anträge bei vielen Krankenhäusern noch nicht durch sind.
Im Rahmen der Erhebung des Reifegrades deutscher Krankenhäuser hinsichtlich der Digitalisierung gaben 1616 Krankenhäuser, beziehungsweise deren IT-Mitarbeiter, das klinische Personal sowie die Verwaltung eine Selbsteinschätzung ab. Während der Befragung wurden rund 3.000 Support-Mails geschrieben und 800 Telefonate mit den Teilnehmern geführt. Rund 91 Prozent bewerteten zwischen Oktober und Dezember 2021 ihre klinischen Prozesse, die Möglichkeiten zum Informationsaustausch und die Patientenpartizipation.
Vergleich öffentlicher und privater Krankenhäuser
Nun wurden ersten Ergebnisse der Erhebung vorgestellt: Die öffentlichen Krankenhäuser schneiden in fast allen Dimensionen am besten ab. Sie zeigen insgesamt einen Vorsprung bei Strukturen und Systemen, allerdings liegen die privaten Häuser bei der Patientenpartizipation und klinischen Prozesse vorn. Für mehr Vergleichbarkeit des Digitalisierungsstandes wurden die Kennzahlen wie Ausgaben für IT-Infrastruktur, Personalkosten oder Informationen zur Breitbandanbindung erfragt. Öffentliche Krankenhäuser schneiden den Umfrageergebnissen nach am besten ab, danach folgen private und Krankenhäuser, die Kirchen, Stiftungen oder Vereinen gehören. Krankenhäuser, die über einen besseren Breitbandausbau, eine hohe Bettenanzahl und über einen Status als Lehrkrankenhaus sowie mehrere mobile PC-Arbeitsplätze verfügten, erreichten einen höheren "DigitalRadar-Score".
33,7 Prozent der befragten Krankenhäuser sind öffentlich, 37,4 Prozent gehören frei gemeinnützigen Krankenhäuser und 28,9 Prozent in privater Trägerschaft. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 33 von 100 möglichen Punkten.
Durchschnittlich erreichten die Krankenhäuser die höchsten Werte bei "Strukturen und Systeme", den niedrigsten Grad bei der "Patientenpartizipation" und "Telehealth". Die Weitergabe strukturierter Daten sowie die Interoperabilität zwischen den Softwarelösungen ist ausbaufähig. 56 Prozent der befragten Krankenhäuser verfügten zudem über eine Datenübertragungsrate von weniger als 500 MBit/s. Gerade bei telemedizinischen Untersuchungen ist eine große Bandbreite wichtig, da die Untersuchung sonst an mangelnder Bildqualität erschwert werden würde.
Die Ergebnisse sollen die Krankenhäuser dazu motivieren, "individuelle Handlungsbedarfe zu identifizieren und zu priorisieren sowie weitere notwendige Maßnahmen abzuleiten. Das kann zu einer teilweise notwendigen Entzerrung der Umsetzungszeitpläne innerhalb der Digitalisierungsvorhaben führen", sagt die operative Leiterin des Projekts, Anne Wiesmann (Principal Lohfert & Lohfert AG). "Die Möglichkeiten einer Einrichtung, positiv auf die Einführung von Innovationen hinzuwirken, werden durch die Einrichtungsgröße und die finanziellen Möglichkeiten limitiert sein. [...] Darüber hinaus haben wir mit den nun repräsentativen Aussagen zur Digitalisierung deutscher Krankenhäuser eine belastbare Datenbasis geschaffen, auf der eine zukünftige Digitalstrategie an- und aufsetzen kann", sagt Sylvia Thun.
Möglicher Einfluss auf Gesetzgebung
Weitere Auswertungen der Ergebnisse, die auch die Gesetzesvorhaben beeinflussen könnten, folgen noch, auch um den Zusammenhang von Digitalisierung und die Qualität der Versorgung zu untersuchen. Sylvia Thun rief während der Präsentation der Ergebnisse außerdem dazu auf, noch nicht beantwortete Fragen zu der Befragung an den DigitalRadar zu stellen. Künftig könnte zudem der Digitalisierungsgrad im ambulanten Bereich berücksichtigt werden.
Mit dem Krankenhauszukunftsfonds will Dr. Susanne Ozegowski, Leiterin der Abteilung für Digitalisierung und Innovation im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), "die Weichen [stellen], damit die Digitalisierung die Qualität und Effizienz der Gesundheitsversorgung im stationären Bereich weiter verbessert."
(mack)