Warum die Wirtschaft an US-IT klebt: Keine Alternativen und zunehmendes Lock-in
Über Digitale Souveränität wird viel gesprochen. In der Praxis hängen die Unternehmen aber an IT-Anbietern außerhalb Europas, meist aus den USA.

(Bild: Diego Barbieri/ Shutterstock.com)
Die Abhängigkeit deutscher Unternehmen von nicht-europäischen IT-Lieferanten bleibt nach wie vor groß, wie aus einer Studie des Leibniz-Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hervorgeht. Demnach hätten jeweils rund 80 Prozent der befragten Firmen aus Informationswirtschaft und verarbeitendem Gewerbe angegeben, sich bei zentralen digitalen Technologien abhängig von nicht-europäischen Anbietern und Partnern zu fühlen. Besonders stark sei das im Bereich der Software und Anwendungen ausgeprägt, dominant seien vor allem Anbieter aus den USA.
Befragt wurden den Angaben nach 1200 Unternehmen der Informationswirtschaft (IKT-Branche, Mediendienstleister, wissensintensive Dienstleister) sowie des verarbeitenden Gewerbes (Chemie und Pharma, Fahrzeugbau, Maschinenbau und sonstige). Dabei hätten sich auch Unterschiede gezeigt, wie die Firmen digitale Souveränität bewerteten: Gut drei Viertel der Unternehmen der Informationswirtschaft (78 Prozent) und zwei Drittel der verarbeitenden Unternehmen (68 Prozent) schätzten die Bedeutung digitaler Souveränität als hoch oder sehr hoch für den Erfolg der deutschen Wirtschaft ein. Für den Erfolg des eigenen Unternehmens sei das nur für 55 Prozent (Informationswirtschaft) beziehungsweise 41 Prozent bedeutend (verarbeitendes Gewerbe). Bei den verschiedenen Aspekten digitaler Souveränität wäre allen Firmen die Hoheit über die eigenen Daten am wichtigsten.
Ăśberlegen und alternativlos?
Der größte Bereich der Auslands-Abhängigkeit finde sich bei Software und Anwendungen, in der Informationswirtschaft bei über einem Drittel (36 Prozent), beim verarbeitendem Gewerbe 28 Prozent. Bei generativer KI hätten sich 30 Prozent in der Informationswirtschaft und 20 Prozent in der Verarbeitung als abhängig gesehen, bei Hardware und Infrastruktur je 27 Prozent und 23 Prozent. In der Informationswirtschaft seien auch Sicherheitstechnologien (25 Prozent) und Cloud-Infrastrukturen (23 Prozent) stark auslandsabhängig, beim verarbeitenden Gewerbe deutlich weniger.
Als Grund, warum man nicht von Technik ausländischer Lieferanten loskommt, nannten die meisten Firmen den Mangel an europäischen Alternativen. In der Informationswirtschaft hätten das 82 Prozent angeführt, beim verarbeitenden Gewerbe 70 Prozent. Für jeweils rund drei Viertel beider Zweige sei auch die technische Überlegenheit des nicht-europäischen Anbieters ausschlaggebend.
Im Vergleich zu einer ähnlichen Befragung von 2021 hätten auch Lock-in-Effekte an Bedeutung gewonnen, also hohe technische Hürden für einen Wechsel des Anbieters. Mit 58 Prozent hätten in der Informationswirtschaft doppelt so viele Firmen wie vor drei Jahren den Lock-in bei einem Anbieter angegeben. Im verarbeitenden Gewerbe hätten das 51 Prozent genannt, ein Anstieg um 19 Prozentpunkte.
(axk)