Digitalgipfel der Bundesregierung: Digitalisierung in der Zeitenwende

Seite 2: Digitalgipfel mit breiterem Fokus

Inhaltsverzeichnis

Anders als die hoffnungsfrohen Reden hat sich das Format der Veranstaltung spürbar verändert: Stand der frühere IT-Gipfel immer im Ruf, vor allem eine Kuschelveranstaltung zwischen IT-Wirtschaft und Bundesregierung zu sein, sind beim diesjährigen Digitalgipfel deutlich mehr Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen auf den Panels vertreten und üben teils deutliche Kritik. Erstmals auf dem Programm steht auch das sogenannte Parlamentsforum: Abgeordnete des Digitalausschusses des Bundestages diskutierten am Montag mit den Experten und Gästen.

Doch auch jenseits der Regulierungs- und Verwaltungsfragen will der Digitalgipfel Impulse setzen. Frauen müssten wesentlich stärker in die digitale Transformation eingebunden werden, forderten etwa parteiübergreifend die "Gipfelstürmerinnen" von der Initiative "#SheTransformsIT", die seit aus dem Bundestag ausgehend mehr Frauen für die Digitalisierungsthemen begeistern will. 2020 zum damaligen Digitalgipfel gegründet, versuchen Abgeordnete, Wirtschafts- und zivilgesellschaftliche Vertreterinnen seitdem, die Rolle von Frauen im Digitalbereich zu stärken. "Es ist ein Thema, das alle angeht, deshalb haben wir auch superviele Männer, die sich dafür engagieren", erläutert die stellvertretende CDU/CSU-Bundestagfraktionsvorsitzende Nadine Schön.

Einigkeit besteht bei den Abgeordneten etwa bei der Forderung nach einem Schulpflichtfach Informatik. "Wenn es freiwillige Angebote sind, sehen wir nach wie vor oft den Selbstselektionsbias, dass Mädchen dann in die anderen AGs gehen", sagt Anna Christmann, Raumfahrt- und Start-up-Beauftragte der Bundesregierung und Grünen-Bundestagsabgeordnete.

"Es geht nicht nur darum, Mädchen zu begeistern, sondern auch den sozio-ökonomisch Benachteiligten diese Chance zu geben", sagt Julia Freudenberg, Geschäftsführerin der Hacker School. "Auch aus Sicht der Unternehmen ist das ein ganz, ganz wichtiger Auftrag."

Siemens-CIO Hanna Hennig erläuterte, dass Gleichberechtigung immer noch vorgeschrieben werden müsse – auf der Shortlist für Nachbesetzungen in ihrem Bereich müssten immer mindestens eine oder zwei Frauen stehen, sonst müsse die Einstellung über ihren Schreibtisch gehen. Das sei bei ihr ähnlich – bei allen Anstrengungen wie Mentoring und Coaching, bestätigte Katrin Lehmann, Vice President IT-Sales und Marketing bei Mercedes-Benz. Es brauche "mehr tapfere Männer", forderte Siemens-CIO Hennig, die sich für mehr Diversity und Gleichberechtigung einsetzten und für ihre eigene Gleichberechtigung, etwa bei der Elternzeit zu kämpfen.

(olb)