Dommermuth erhöht den Druck auf Freenet

Im Übernahmepoker um Freenet und Debitel wählt der Chef von United Internet im Interview deutliche Worte und erhöht in einem Brief an den Freenet-Vorstand sein Angebot.

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Der Ton wird rauer im Gezerre um Freenet. Der Hamburger Telekommunikationsanbieter will den Konkurrenten Debitel möglichst rasch übernehmen und sich so gegen eine mögliche Übernahme durch United Internet wappnen. Die Verträge seien so gut wie unterschriftsreif, hieß es in der vergangenen Woche, noch heute sollte der Freenet-Aufsichtsrat informiert werden. Schon am morgigen Dienstag könnte es zum Abschluss des Geschäfts mit dem Debitel-Eigner kommen, dem Investor Permira. Doch am Wochenende schoss Ralph Dommermuth per Interview quer und legte am heutigen Montag mit einem Brief an Vorstand und Aufsichtsrat von Freenet nach.

"Sollte es zu einer Nacht-und-Nebel-Aktion kommen, kann es für einen neuen Freenet-Großaktionär Permira unbequem werden", drohte der Chef von United Internet unverhohlen in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Nicht ohne Wirkung, wie heute die Financial Times Deutschland berichtet: Der Vertragsabschluss sei verschoben, der Aufsichtsrat soll nun erst am Freitag tagen.

Am heutigen Montag fordert Dommermuth den Freenet-Vorstand in einem von der Welt veröffentlichten Brief auf, sich "nicht ohne Not zum Erfüllungsgehilfen von Permira und den Debitel finanzierenden Banken" machen zu lassen. Der United-Chef erhöht sein Angebot von 12,80 auf 14 Euro pro Aktie. Noch am vergangenen Freitag hatte sich Dommermuth optimistisch gezeigt, dass die begonnenen Verhandlungen mit Freenet zu einem "positiven Ergebnis" führen würden.

Der United-Chef fordert von Freenet, einen vereinbarten Zeitplan einzuhalten und will den Freenet-Aktionären innerhalb der kommenden zwei Monate eine Alternative zur Debitel-Übernahme bieten. Einen solchen Zeitplan, konterte eine Freenet-Sprecherin am Wochenende in der FAZ, gebe es nicht. Entsprechende Aussagen Dommermuths seien "irreführend". Freenet läge bisher kein konkretes Angebot von United Internet vor. Dem widerspricht Dommermuth in dem Brief ausdrücklich und fordert "der guten Ordnung halber" dazu ebenso eine Klarstellung wie zu den Presseberichten über einen bevorstehenden Abschluss des Debitel-Deals.

Dommermuth, der gemeinsam mit dem Mobilfunkprovider Drillisch bereits 25 Prozent der Freenet AG hält, hat ein Auge auf deren DSL-Geschäft mit rund 1,3 Millionen Kunden geworfen. Im Falle einer Übernahme soll die auch separat zum Verkauf stehende DSL-Sparte an United Internet gehen, während sich Drillisch die Mobilcom einverleiben könnte. Die Pläne treffen allerdings auf den erbitterten Widerstand von Freenet-Chef Eckhart Spoerr, der den Debitel-Kauf auch als Versicherung gegen Dommermuths Übernahmepläne betreibt.

Spoerr plant laut FTD, Debitel inklusive des beachtlichen Schuldenbergs von 600 Millionen Euro zu übernehmen und Verkäufer Permira im Gegenzug mit 24,9 Prozent an Freenet zu beteiligen. Dafür sollen neue Aktien ausgegeben werden, auf die bishrigen Aktionäre kein Bezugsrecht bekämen. Dommermuths Anteil an Freenet würde so deutlich unter 20 Prozent sinken – und damit auch sein Einfluss: die Sperrminorität wäre dahin. (vbr)