Donnerstag: USA für mehr Atomkraft, Deutschland gegen anlasslose Chatkontrolle

US-Förderung von Nuklearenergie + Nein zur Chatkontrolle + Qualcomm mit Millionenzahlung + Spielertracking der EM + Cyberangriff per Zwischenablage + #heiseshow

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Atomkraftwerk; Donnerstag: Nuklear-Förderung, Chatkontrolle-Ablehnung, Qualcomm-Einigung, EM-Technik, Malware-Angriffe & #heiseshow

(Bild: Peretzp CC BY-SA 3.0)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Frank Schräer

An ein Brandschutz-Gesetz angehängt saust eine Atomkraft-Novelle durchs US-Parlament. Neue AKWs sollen rasch gebaut und exportiert werden. Das soll die USA nicht nur extern als Vorreiter bei der Nuklearenergie positionieren, sondern auch die Forschung in diesem Bereich fördern, etwa mit dem Mini-AKW von Bill Gates. Hierzulande wird die Bundesrepublik beim aktuellen Vorschlag der belgischen EU-Ratspräsidentschaft zur Chatkontrolle mit Nein stimmen, sagt die deutsche Bundesinnenministerin. Verschlüsselte private Kommunikation von Millionen Menschen dürfe nicht anlasslos kontrolliert werden. In den USA haben Aktionäre Qualcomm wegen dessen Geschäftsmodell mit Chips und Lizenzen verklagt. Jetzt ist der Konzern bereit zu einer Einigung mit Millionenzahlung. Damit haben die Anleger geschafft, was Apple und der US-Wettbewerbsbehörde misslang, nämlich Qualcomm aufgrund dessen Geschäftspraktiken zu Zahlungen zu bewegen – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.

Die USA wollen eine Renaissance der Atomkraft herbeiführen. Nach dem US-Unterhaus hat auch der US-Senat ein Brandschutzgesetz fast einstimmig durchgewinkt. Daran angehängt – und somit mitbeschlossen – ist der ADVANCE Act. Dieses Gesetz soll eine neue Generation Atomkraftwerke, insbesondere kleinere, modulare Atomreaktoren, beflügeln. Das wird nicht zuletzt Bill Gates freuen. Denn das von Gates finanzierte Unternehmen Terrapower kann damit sein Konzept eines natriumgekühlten Small Modular Reactors umsetzen. Der ADVANCE Act wird von beiden US-Parteien unterstützt und als Klimaschutzmaßnahme verkauft, die die Dominanz der Vereinigten Staaten von Amerika bei Nuklearenergie sichern soll: USA fördern neue Atomreaktoren.

Bei der umstrittenen Chatkontrolle war Deutschlands Position zum aktuellen Vorschlag lange unklar. Jetzt hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) klargestellt, dass Deutschland den umstrittenen Kompromisstext der belgischen Ratspräsidentschaft ablehnt. Gegen die Verbreitung von Fotos und Videos sexuellen Kindesmissbrauchs müsse europäisch vorgegangen werden, heißt es. Es sei richtig, "Onlineplattformen in die Pflicht zu nehmen, damit Missbrauchsdarstellungen entdeckt, gelöscht und die Täter verfolgt werden", so Faeser. Aber "verschlüsselte private Kommunikation von Millionen Menschen darf nicht anlasslos kontrolliert" werden: Deutschland wird gegen aktuellen Vorschlag zur Chatkontrolle stimmen.

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Qualcomm ist bereit, eine Klage von Anlegern durch eine Zahlung von 75 Millionen US-Dollar beizulegen. Auf diese Summe hat sich der Chiphersteller mit seinen Aktionären geeinigt. Die Anleger haben Qualcomm betrügerische Geschäftspraktiken in den Jahren 2012 bis 2017 vorgeworfen, durch die der Aktienkurs künstlich nach oben getrieben werden sollte. So habe Qualcomm stets behauptet, Chipverkäufe und die Lizenzierung von Technologiepatenten seien getrennte Geschäftsbereiche. Allerdings habe der Konzern eine Lizenzierung auch davon abhängig gemacht, dass der interessierte Lizenznehmer gleichzeitig Qualcomms Chips abnimmt, etwa Funkmodems für Mobilgeräte: Qualcomm einigt sich mit Anlegern auf 75 Millionen Dollar Zahlung wegen Lizenzen.

Der EM-Ball "Fußballliebe" ist ein Hightech-Spielzeug mit Sensorkern, das Stadion mutiert zu einem gigantischen 3D-Scanner. Beide zusammen erheben Unmengen an Spieldaten, die das Match und Schiedsrichtereintscheidungen direkt beeinflussen sowie Echtzeit-Auswertungen und -visualisierungen für die Zuschauer ermöglichen. Dazu erfasst das System die Positionen von Spielern und Ball und bereitet das für die Entscheidung relevante Bildmaterial grafisch auf. Zugleich fließen die Daten in einen Pool, aus dem Verbände und Vereine die Informationen für ihre Spiel- und Leistungsanalysen schöpfen. Sie bilden auch das Fundament für lukrative Games: So funktioniert das Spielertracking der Fußball-Europameisterschaft technisch.

Sicherheitsforscher haben eine zunehmend beliebte Angriffstechnik identifiziert, bei der Cyberkriminelle auf Social Engineering setzen. Die bringen damit Opfer dazu, bösartigen PowerShell-Code auszuführen und Malware zu installieren. Die Methode wurde erstmals Anfang März 2024 vom Initial Access Broker "TA571" eingesetzt, die Zugänge zu Firmennetzen verkaufen. Seitdem wurden sie auch bei ClearFake beobachtet. ClearFake ist ein bösartiges JavaScript-Framework, das auf kompromittierten Websites eingesetzt wird, um mittels Drive-by-Download-Technik weitere Malware zu verbreiten: IT-Sicherheitsforscher warnen vor neuer Angriffstechnik über die Zwischenablage.

In der heutigen Ausgabe der #heiseshow besprechen wir, dass dass Teilnehmer einer Online-Simulation einen Chatbot auf Basis des KI-Modells GPT-4 in 54 Prozent der Fälle als menschlich einschätzten. Ist Chats noch zu trauen? Zudem geht es darum, dass US-Behörden Warnhinweise vor Social Media fordern, wegen gesundheitlicher Risiken für Teenager. Doch zeigen die überhaupt Wirkung? Hierzulande prüfen Datenschützer heimliche Gesichtserkennung. In Niedersachsen soll ein System zur verdeckten Videoüberwachung inklusive biometrischer Analyse von der Polizei eingesetzt worden sein. Heiligt der Zweck in diesem Fall die Mittel? Das sind die Themen heute um 17 Uhr live in der #heiseshow: GPT-4 im Turing-Test, Social-Media-Warnhinweise, Gesichtserkennung.

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