"Doomsday" für US-amerikanische Firmenchefs

Heute läuft für 1400 Firmen- und Finanzchefs die Frist ab, bis zu der sie die Richtigkeit ihrer Bilanzen beschwören können.

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Begeistert ist Richard Parsons davon nicht, darum hieß es, der CEO von AOL Time Warner würde keine eidesstattliche Erklärung über die Richtigkeit der Firmenbilanzen bei der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC abgeben. Doch gestern bekräftigte Parsons seine Erklärung vom 24. Juli, er und sein Finanzchef Wayne Pace würden den Termin einhalten: Am heutigen Mittwoch läuft die Frist der SEC ab, bis zu der die CEOs und Finanzchefs der meisten Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz von mindestens 1,2 Milliarden US-Dollar ihre Versicherungen abgeben können. Dadurch sollen sie persönlich haften, falls es Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen gibt.

Diesen Schritt erachtete die Börsenaufsicht nach einer Reihe von Bilanzskandalen und auf Druck des US-Präsidenten für notwendig, um bei den Anlegern Vertrauen zu wecken. Bis gestern sind ihm etwa 200 von 947 betroffenen börsennotierten Unternehmen gefolgt. Eine andere Wahl blieb ihnen auch kaum: Zwar können Unternehmen eine Bedenkzeit von fünf Tagen verlangen, ihre Bilanzen vor der Unterschrift korrigieren oder eine anders lautende Erklärung abliefern, doch all diese Alternativen würden sich nicht gerade positiv auf das angeschlagene Vertrauen der Investoren auswirken.

So saß Richard Pearson vermutlich in der Zwickmühle: Zum einen schnüffelt die SEC und das Justizministerium bereits wegen vermuteter Bilanztricks in den AOL-Büchern -- obendrein läuft eine Klage von Anlegern, weil sie ihr Unternehmen des Betrugs bezichtigen --, zum anderen braucht AOL Time Warner gerade in diesen schweren Zeiten das Vertrauen der Anleger. Außerdem wird Parsons für etwas verantwortlich, was vor seiner Amtszeit geschah, da er erst seit Anfang Mai CEO ist. Experten vermuten, dass insgesamt etwa zehn Unternehmen Probleme bekommen können.

Ein reines Gewissen scheinen dagegen Unternehmen wie AMD, 3Com, Amazon.com, Apple bis hin zu Texas Instruments und Xerox zu haben, deren CEOs der SEC bereits ihre Erklärungen zukommen ließen; Oracle-Chef Larry Ellison war einer der ersten, der seine Zahlen beeidete. Bei Xerox ist man anscheinend der Meinung, dass sich die bisher geleisteten Falschbuchungen nicht wiederholen. Rund 250 Unternehmen haben noch etwas länger Zeit, da bei ihnen das fiskalische Jahr nicht mit dem Kalenderjahr übereinstimmt. Die Eide werden nämlich auf die Geschäftszahlen des jeweiligen zweiten Quartals und das gesamte abgelaufene Geschäftsjahr geleistet. (anw)