Durch Wände sehen dank Funkwellen und KI
Neue Algorithmen erlauben die Erfassung von Personen, die für das Auge unsichtbar sind. Das könnte nicht nur negative Auswirkungen für die Privatsphäre haben.
Anders als Menschen sind Maschinen nicht beschränkt auf einen ganz bestimmten kleinen Ausschnitt des elektromagnetischen Spektrums. Sie können beispielsweise Radiowellen nutzen, die Wände und andere Hindernisse durchdringen, von menschlichen Körpern jedoch reflektiert werden. Menschen erzeugen also Störungen in der Ausbreitung dieser Wellen, die sich "sichtbar" machen lassen.
Tianhong Li und Kollegen am MIT haben nun einen Weg gefunden, die komplementären Vorteile beider Methoden – der herkömmlichen Bildverarbeitung und der Nutzung von Radiowellen – miteinander zu kombinieren, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe ("Das Unsichtbare sichtbar machen"). Die Grundidee ist simpel: Sie haben einem KI-System beigebracht, Funkwellensignale mit den Gesten und Handlungen von Menschen zu verknüpfen. Um das System zu trainieren, nehmen die Forscher Videobilder derselben Szenen mit sichtbarem Licht und Radiowellen auf.
Die naheliegenden Anwendungen sind Szenarien, bei denen Bilder im sichtbaren Licht wegen schlechter Lichtverhältnisse nicht möglich sind, oder die Beobachteten sich im wahrsten Sinne des Wortes hinter verschlossenen Türen aufhalten. Für Polizei und Sicherheitsbehörden stellt das System tatsächlich einen großen Fortschritt dar, denn während sie bisher nur verschwommene Schemen sehen konnten, ist die Software in der Lage zu unterscheiden, ob jemand ein Telefon in der Hand hält oder einen anderen mit einer Waffe bedroht.
Doch die Methode könnte nicht nur für verbesserte Überwachung sorgen, sondern auch zu mehr Datenschutz und Privatsphäre. Denn bei jeder Überwachung mit herkömmlichen Kameras sind Menschen identifizierbar, was oftmals zu Datenschutzproblemen führt. Ein Funksystem hingegen hat nicht die Auflösung für eine Gesichtserkennung, erlaubt aber das Identifizieren von Handlungen.
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(bsc)