E-Auto-Prototypen mit 100 Prozent mexikanischer Technik

Mexiko-Sadt präsentiert auf Strom umgerüstete Kfz. Das soll eine umstrittene Elektrizitätsreform und staatliche Kontrolle der Lithium-Vorkommen begründen.

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Ladestation mit Elektroautos

(Bild: Herr Loeffler/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Drei auf Elektroantrieb umgerüstete Kraftfahrzeuge hat Mexiko-Stadt angeschafft. Eines der Autos wird Bürgermeisterin Claudia Sheinbaum künftig für ihre tägliche Arbeit nutzen. Das vorgestellte Projekt umfasst nicht nur die Umrüstung von Kleinwagen, sondern auch von Lastkraftwagen und Personenbussen mit in Mexiko entwickelten und hergestellten Elektromotoren, die von Lithium-Ionen-Akkus gespeist werden.

Sheinbaum spricht sich für ein staatliches Monopol der Lithium-Förderung aus, wie es in der von Präsident Andrés Manuel López Obrador vorgeschlagenen Elektrizitätsreform vorgesehen ist. Dieser bekräftigte erst vor wenigen Tagen, dass ein staatliches Unternehmen zur Förderung von Lithium gegründet werden soll. "Wir wollen kein Gebiet sein, in dem es zu Konflikten zwischen ausländischen Mächten kommt. Weder Russland noch China noch die Vereinigten Staaten, sondern Mexiko" werde von dem Mineral profitieren. Mexiko verfügt über erhebliche Lithium-Vorkommen, die erst zu einem Bruchteil erschlossen sind.

Sheinbaum meint, dass Mexiko nicht in der Lage wäre, Projekte wie die Umstellung von Verbrennungsmotoren auf Elektromotoren zu entwickeln, wenn ausländische Unternehmen Lithium fördern dürften. Aus diesem Grund sei es wichtig, Lithium als strategischen Rohstoff für die nationale Entwicklung in die mexikanische Verfassung aufzunehmen, um die Energiewende des Landes zu gewährleisten. "Der Abbau von Lithium ist von strategischer Bedeutung und darf daher nur von einem staatlichen Unternehmen betrieben werden. Das garantiert Energiewende und Souveränität. Lithium ist ein strategisches Element für Elektroautos wie dieses", twitterte die Kommunalpolitikerin.

Gemeint ist der auf Elektroantrieb umgerüstete weiße Tsuru, mit dem Sheinbaum bei der Präsentation auf dem Zócalo, dem zentralen Platz der mexikanischen Hauptastadt, einige Runden drehte. Die mexikanische Zeitung El Imparcial titelte auf ihrer Webseite großspurig: "Der von Claudia Sheinbaum getestete Elektro-Tsuru lässt Tesla erzittern". Wahrscheinlicher ist, dass sich Tesla Mexico über die zusätzliche Aufmerksamkeit für E-Autos und Ladestationen freut.

Der Umbau der Fahrzeuge ist ein Gemeinschaftsprojekt des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Technologie und Innovation, der Nationalen Autonomen Universität Mexikos (UNAM) und des Unternehmens Potencia Industrial. Mit mexikanischer Technik sollen Passagierbusse, Motorradtaxis, Kleintransporter und Lastkraftwagen bis zu 40 Tonnen mit Elektro- oder Hybridantrieb entworfen und hergestellt werden. Die Regierung unterstützt das Projekt mit acht Millionen Mexikanischen Pesos (rund 340.000 Euro). Darüber hinaus stellt sie in diesem Jahr 20 Millionen Mexikanische Pesos (rund 850.000 Euro) für die Einrichtung eines Entwicklungs- und Testlabors bereit, in dem Fahrzeugkomponenten, Akkus, Motoren und Steuergeräte getestet werden können.

Germán Carmona Paredes, Forscher am Institut für Ingenieurwesen der UNAM, wies gegenüber der mexikanischen Tageszeitung La Jornada darauf hin, dass es sich um die Entwicklung kompletter Fahrzeuge handelt, die auf die Anforderungen der Stadt Mexiko maßgeschneidert werden können. Für die Produktion stehe alles bereit. Obwohl die Kosten für die Umrüstung zwischen 450.000 und 600.000 Pesos lägen, sei der Unterhalt der umgerüsteten Fahrzeuge viel günstiger, zusätzlich zu den Einsparungen beim Kraftstoff, so dass sich die Investition mittelfristig rechne.

(akn)