E-Commerce: Offline-Welt noch nicht ausgeknockt

Internet-Forscher glauben nicht mehr, dass die Erfolgsgeschichte des Online-Shoppings für ein Ende der Innenstädte sorgt. Stattdessen beeinflussten sich Online- und Offline-Welt gegenseitig.

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Avi Goldfarb, Professor für Marketing an der Rotman School of Management der University of Toronto und ausgewiesener E-Commerce-Beobachter, hat sich in einem Beitrag für Technology Review mit der Frage beschäftigt, ob der stationäre Einzelhandel tatsächlich vom Boom beim Online-Shopping verdrängt wird. Seine Antwort: Was Online-Experten noch vor kurzem erwarteten, scheint nicht einzutreffen.

"Doch mittlerweile findet die Forschung immer mehr Belege dafür, dass es keine unabhängige "Online-Welt" zu geben scheint. Auch im E-Commerce-Sektor spielt der physische Kontext offensichtlich eine gewaltige Rolle." Er habe direkten Einfluss auf Produktauswahl und persönlichen Geschmack – und beeinflusse mit, was die Menschen online kauften. "Und mit dem Boom bei den Mobilgeräten wie Smartphones spielen solche Ortseffekte eine noch größere Rolle."

Untersuchungen zeigten, dass die Menschen die Vor- und Nachteile beim Online-Shopping durchaus abwägen würden, so Goldfarb. Er selbst habe zusammen mit meinen Kollegen Chris Forman und Anindya Ghose untersucht, was mit den Buchverkäufen bei Amazon an 1497 verschiedenen Orten in den USA passierte, nachdem dort neue Filialen des Großsupermarktes Walmart und der Buchkette Barnes & Noble in der Nähe eröffneten. "Wir fanden dabei heraus, dass Kunden, die dort lebten, in Reaktion darauf deutlich weniger bei Amazon kauften – zumindest im Bereich der Bestseller."

Smartphones stärkten die Verbindung zwischen Online- und Offline-Welt zusätzlich. "Mit Mobilgeräten können wir nun Online-Informationen nahezu überall abfragen, uns über Preise informieren oder direkt etwas kaufen." Man wisse noch nicht, ob und wie der Boom der Smartphones das Gleichgewicht zwischen Online- und Offline-Händlern beeinflussen werde. "Es ist aber schon heute klar, dass Offline-Läden davon profitieren, wenn sie Online-Kanäle nutzen. Gleichzeitig müssen aber auch die E-Commerce-Anbieter verstehen, wie und wo ihr Kunde lebt."

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(bsc)