E-Government-Studie: Der digitale Ausweis macht einen Sprung nach vorn​

Bei 39 Prozent der Bundesbürger ist die eID im Personalausweis prinzipiell einsatzbereit. 22 Prozent nutzten die Funktion schon gegenüber 14 Prozent 2023.​

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Eine Person hält ein Smartphone mit Schloss-Symbol vor einem Laptop

(Bild: Bartolomiej Pietrzyk/Shutterstock.com)

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13,5 Jahre nach der Einführung des elektronischen Personalausweises mit RFID-Speicherchip stößt die damit verknüpfte elektronische Identität (eID) langsam auf mehr Akzeptanz. Bei 39 Prozent der Bundesbürger ab 16 Jahren ist dieser Online-Ausweis prinzipiell einsetzbar, also eine eigene PIN dafür gesetzt. Das sind neun Prozentpunkte mehr als 2023. Ein Fünftel der Bevölkerung (22 Prozent) hat die eID-Funktion zudem schon einmal genutzt. Das ist ein Plus von rund acht Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Damit ist erstmals in der Geschichte des Online-Ausweises ein deutlicher Aufschwung bei der eID-Nutzung zu verzeichnen.

Die Zahlen stammen aus dem E-Government-Monitor 2024, den die von Staat und Wirtschaft getragene Initiative D21 gemeinsam mit der TU München erstellt. Für die diesjährige Ausgabe der repräsentativen Studie befragte das Marktforschungsinstitut Kantar im Mai 8108 Online-Nutzer in Deutschland. Bei den Ergebnissen zu staatlichen digitalen Identitäten, die am Mittwoch veröffentlicht werden sollen, handelt es sich um einen ersten Teilauszug der Gesamtanalyse 2024. Die komplette Studie erscheint am 8. Oktober.

Zuwachsraten bei der prinzipiellen Einsatzbereitschaft der eID gibt es der Auswertung zufolge vor allem in den erfassten jüngsten und ältesten Generationen. Bei den bis zu 30-Jährigen ist diese Rate um 15 Prozentpunkte auf 56 Prozent gestiegen, bei den vor 1945 Geborenen um zwölf Punkte auf 25 Prozent. Zu den Hauptgründen gegen einen einsatzbereiten Online-Einsatz zählt nach wie vor, dass die Befragten darin für sich keinen Nutzen oder Vorteil sehen (22 Prozent), das sind aber fünf Prozentpunkte weniger als 2023. "Ist mir zu kompliziert", sagen ebenfalls noch 22 Prozent. Keine Anwendungsmöglichkeiten bekannt sind nur noch 15 Prozent, ein Minus von drei Prozentpunkten. Zumindest die an die BundID und die eID geknüpfte Einmalzahlung für Studierende sowie der Kulturpass dürften den Online-Ausweis stärker in den Fokus potenzieller Nutzer gebracht haben.

40 Prozent der eID-Anwender gehören der zwischen 1995 und 2010 geborenen Generation Z an. 32 Prozent haben eine hohe formale Bildung, 28 Prozent sind Männer, 15 Prozent Frauen. Die regionalen Unterschiede sind groß: In den Stadtstaaten liegt die Nutzungsquote zwischen 29 und 32 Prozent mit Berlin an der Spitze, das Schlusslicht Sachsen kommt nur auf 16 Prozent. Mit 23 Prozent kennt weniger als ein Viertel der Bürger mit Personalausweis die Option, die eID mit einem Smartphone mit NFC-Unterstützung einzulesen (Smart eID). Die Unkenntnis von Anwendungsmöglichkeiten ist mit 30 Prozent auch immer noch der wichtigste Grund gegen einen Einsatz, das sind aber acht Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Dafür haben zwölf Prozent kein Vertrauen in den Online-Ausweis – ein Plus von vier Punkten.

37 Prozent nutzen schon eine Wallet-Lösung auf dem Handy, die mit der EUid-Verordnung künftig verpflichtend angeboten werden muss. Das sind neun Prozentpunkte mehr als 2023. 55 Prozent fänden es gut, wenn sie sich künftig überall mit ihrem Perso auf dem Mobiltelefon identifizieren könnten. 21 Prozent sind davon aber nicht begeistert. 24 Prozent geben als Grund für den Abbruch einzelner Online-Leistungen des digitalen Rathauses an, dass sie sich elektronisch hätten identifizieren müssen, aber nicht die Möglichkeit dazu hatten. 52 Prozent nennen als größte Nutzungsbarriere gegen E-Government, dass sie sich digital ausweisen müssten. Dass die BundID in DeutschlandID umbenannt werden soll, dürften viele gar nicht mitbekommen: Bisher kennen nur 19 Prozent der Bevölkerung den Begriff für das Online-Konto der Verwaltung. Die Nutzungsquote liegt bei 15 Prozent – immerhin bei einem Plus von acht Prozentpunkten.

Für Christiane Fritsch, Expertin für digitale Führung bei ING Deutschland und Vizepräsidentin von D21, gibt die neue Statistik "Grund zur Hoffnung". Sie wunderte sich, dass sich die Optionen zum Nutzen der eID etwa für die elektronische Patientenkarte, die Abfrage des Punkteregisters in Flensburg oder zu Kundenlegitimation sich noch wenig herumgesprochen hätten. Es helfe aber nicht, dass die Bundesregierung den kostenlosen PIN-Rücksetzungsdienst abgeschafft habe. Helmut Krcmar von der TU München erinnerte als Mitherausgeber des Berichts daran: "Vergesslichkeit gehört zu den menschlichen Eigenschaften." Wenn der Online-Ausweis als Tor für attraktive Anwendungen diene, könnten Bürger aber auch willig sein, für die Erhaltung der Online-Fähigkeit zu zahlen. Generell müsste die Exekutive "heftig in die Kommunikation gehen", um weiter auf der sich aufbauenden Welle zu surfen.

Die 14 Euro pro erneutem PIN-Versand seien zu teuer gewesen, erwiderte Ernst Bürger, Abteilungsleiter Digitale Verwaltung im Bundesinnenministerium. Das Ressort sei gerade dabei, eine Bezahlfunktion zu implementieren. Der Preis dafür dürfte bei 20 Euro liegen. Der Post-Zustellung werde von Sicherheitsexperten enorm hohe Bedeutung zugemessen, auch wenn er persönlich gern eine rein digitale Variante hätte. Auch eine Verlagerung der eID in die Cloud kann sich der Beamte grundsätzlich vorstellen. Für die geplante Werbekampagne seien die finalen Haushaltsverhandlungen abzuwarten, nachdem man hier bisher den Rotstift habe ansetzen müssen.

(are)