E-Mail-Firma Tuta darf bei Apple nicht Default-App werden, beschwert sich bei EU
Der DMA sollte es Dritten eigentlich erlauben, Default-App auf dem iPhone zu werden. Bei der Hannoveraner Tutao GmbH klappte das erst mit Druck.
Mail-Client Tuta: Wirbt mit quantenresistenter VerschlĂĽsselung.
(Bild: Tutao GmbH)
Der Digital Markets Act (DMA) der Europäischen Union macht es möglich: Apple erlaubt es seit dem vergangenen Jahr Drittanbietern, in diversen Kategorien Standard-App auf dem iPhone zu werden. Das Problem: Manchmal klappt das nicht, weil sich das Unternehmen nicht meldet. So erging es nun auch dem Unternehmen Tutao GmbH aus Hannover, das mit Tuta Mail und Tuta Calendar alternative E-Mail- und Kalender-Apps anbietet. Wie Tutao in seinem Blog berichtet, versuchte man über insgesamt zweieinhalb Monate lang, von Apple eine Antwort zu erhalten – inklusive öffentliche Aufforderung per X. "Bis heute, 3. April 2025, haben wir keine einzige Antwort von Apple erhalten - nicht einmal eine Bestätigung, dass sie unsere Anfragen erhalten haben", schrieb die Firma am Donnerstag.
Drei Mails und zwei Posts
Damit Apps auf dem iPhone zum Default werden können, reicht es nicht aus, diese im App Store anzubieten. Sie müssen auch in Apples Auswahldialog integriert werden, der in den Systemeinstellungen zu finden ist. Zuletzt wurde dies für WhatsApp bei Telefonie und Textnachrichten ermöglicht. Rührt sich Apple jedoch nicht, kann ein Anbieter nichts machen – außer zu versuchen, den Konzern zu erreichen. Bei Tutao lief dies auf insgesamt drei E-Mails (14.1., 4.3., 31.3.) sowie zwei X-Posts hinaus, die aber nichts fruchteten.
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"Unsere Nutzer haben das Recht, einen beliebigen E-Mail-Anbieter als Standard-Mail-App auf iOS zu wählen, auch den unseren! Apples Weigerung, sich mit dieser Sache zu befassen, und seine Untätigkeit erschweren unseren Nutzern die vollständige Umstellung auf Tuta Mail – was das Gegenteil von fairem Wettbewerb ist", so Tutao am Donnerstag. Das Unternehmen entschied sich schließlich, eine Beschwerde an die EU-Kommission auf der Grundlage des DMA zu stellen.
Apple reagiert dann doch
Allerdings hatte die Sache in diesem Fall ein Happy-End. Nachdem Tutao in dieser Woche zu dem Fall auch eine Pressemitteilung herausgeschickt hatte, kontaktierte ein Journalist Apple. Dort nahm man sich der Sache dann tatsächlich an und ging "innerhalb weniger Stunden" auf Tutao zu.
Die Firma entschloss sich daraufhin, die Beschwerde bei der EU zurückzuziehen. Man hoffe nun, dass Tuta Mail bald als Standard-Mail-App auf iOS angeboten werden kann. Tutoa zufolge hatte die Firma in den vergangenen Jahren auch mit anderen US-Big-Techs Probleme. So sei Tuta Mail in Google-Suchen herabgestuft und Mails mit einer Tuta-Domain von Outlook mehrere Wochen als Spam eingeordnet worden. Auch behauptet die Firma, von Providern in den USA und Großbritannien blockiert worden zu sein. Jedes Mal habe man das Problem erst öffentlich machen müssen, bevor es gelöst wurde. "Es ist besorgniserregend zu sehen, wie Big Tech andere, kleinere Unternehmen behandelt und behindert."
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(bsc)