E-Mobilität und Coronavirus-Pandemie schlagen sich in Patentanmeldungen nieder

An der Statistik des Deutschen Marken- und Patentamts sind jüngste technologische Entwicklungen gut nachvollziehbar.

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(Bild: DPMA)

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Im vergangenen Jahr sind die Patentanmeldungen zum Verbrennungsmotor stark gesunken, hingegen gibt es deutlich mehr Anmeldungen für Techniken der Elektromobilität. Das geht aus der jährlichen Statistik des Deutschen Patent- und Markenamts (DPMA) hervor.

In dem traditionell anmeldestarken Technologiefeld "Motoren, Pumpen, Turbinen" seien die Anmeldungen 2021 gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent und damit auffällig zurückgegangen, schreibt das DPMA. Damit spiegele sich der technologische Wandel der Automobilindustrie weg vom Verbrenner hin zu Elektro wider. In jenen Technikbereichen sei die Zahl der Patentanmeldungen um 20 Prozent angestiegen.

Insgesamt wurden voriges Jahr beim DPMA 58.568 Erfindungen angemeldet, knapp 6 Prozent weniger als 2020. Die Anmeldungen von Gebrauchsmustern gingen um 14 Prozent auf 10.577 zurück.

Zu den wenigen Bereichen mit gestiegenen Anmeldezahlen zählte das Technologiefeld "Elektrische Maschinen und Geräte, elektrische Energie", dazu gehören auch Batterien und Brennstoffzellen. Zuwächse gab es mit 6,1 Prozent auch in Teilbereichen der Digitalisierung wie der "Digitalen Kommunikationstechnik"; hierein fallen Patentanmeldungen, die sich auf den Mobilfunkstandard 5G beziehen.

Wie in den Vorjahren waltete laut DPMA mit insgesamt 10.482 Anmeldungen der Erfindergeist am stärksten im Technologiefeld "Transport". Besonders aktive Anmelder seien hier Unternehmen der Automobilindustrie.

"In der Bilanz schlagen sich noch immer die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie nieder. Viele Unternehmen wählen restriktiver aus, welche Entwicklungen sie anmelden", erläutert DPMA-Präsidentin Cornelia Rudloff-Schäffer.

Die Pandemie lässt sich auch anderweitig ablesen. Nachdem es im ersten Krisenjahr 2020 in der Medizintechnik extrem gestiegene, eher kurzentschlossen eingereichte Anmeldungen gegeben habe, seien diese 2021 stark zurückgegangen. In der Medizintechnik betreffe das unter anderem Unterklassen für Desinfektions- und Sterilisationstechnik, bei den "sonstigen Konsumgütern" die Bereiche Schutzbekleidung und Gesichtsmasken. Hier waren die Anmeldungen im Jahr zuvor in die Höhe geschossen.

Bei der Anmeldung von Marken muss immer angegeben werden, für welche Waren- und Dienstleistungsklassen diese geschützt sein sollen. Da häufig mehrere Klassen beansprucht werden, zählt das Amt hier die Anzahl der Klassennennungen. Besonders stark nahmen die Nennungen der Klassen für Haushalts- und Küchengeräte (18 Prozent), Nahrungsmittel pflanzlicher (14,4 Prozent) und tierischer Herkunft (14,7 Prozent), für Spiele und Sportartikel (16,6 Prozent) sowie für alkoholfreie und alkoholische Getränke zu (beide um 15 Prozent).

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Auch hier sieht das DPMA pandemiebedingte strukturelle Veränderungen der Konsumgewohnheiten bei Nahrungsmitteln, Sport und Unterhaltung. Die Entwicklung gehe weg von der Nutzung externer Einrichtungen und Dienstleistungen in Gesellschaft hin zu den autarken Einzelhaushalten mit eigener Ausstattung und Versorgung. Die insgesamt am stärksten beanspruchte Klasse bei Markeneintragungen bleibt "Werbung, Geschäftsführung, -organisation und -verwaltung".

Mit 3966 Anmeldungen aktivster Anmelder war auch 2021 die Robert Bosch GmbH. Auf Platz 2 lag die Bayerische Motoren Werke AG mit 1860 Anmeldungen. BMW verdrängte die jahrelang zweitplatzierte Schaeffler Technologies AG & Co. KG mit ihren 1806 Anmeldungen auf Rang 3. Trotz insgesamt rückläufiger Anmeldezahlen in der Branche dominiert die Automobilindustrie weiterhin die Anmelderliste. Alle Top-10-Anmelder waren 2021 Automobilhersteller oder -zulieferer.

Im Ranking der Bundesländer gab es keine auffallenden Veränderungen. Die Rangliste der Bundesländer für Patentanmeldungen führt wie im vergangenen Jahr Baden-Württemberg an. Mit 13 570 Anmeldungen liegt das Bundesland in etwa auf Vorjahresniveau (- 0,8 Prozent). Es folgen Bayern mit nunmehr deutlichem Abstand (11 875, - 6,5 Prozent) und auf Platz 3 Nordrhein-Westfalen (5 675, - 11,3 Prozent). Das einzige Bundesland, aus dem mehr Anmeldungen eingingen als im Vorjahr ist Rheinland-Pfalz (854, + 9,3 Prozent).

Die Anmeldezahlen auf je 100.000 Einwohner umgelegt, liegen Baden-Württemberg und Bayern mit 122 und 90 Anmeldungen vorne, auf Platz drei kommt Niedersachsen mit 37 Anmeldungen. Im Markenbereich lautet das Ranking pro 100.000 Einwohner 1. Hamburg mit 226 Anmeldungen, 2. Berlin (164) und 3. Bayern (113).

(anw)