ESA bereitet sich auf Zielankunft von Venus Express vor

In rund zwei Wochen soll die europäische Raumsonde Venus Express unseren Schwesterplaneten erreichen. Verpasst die Sonde das Zeitfenster zum Einschwenken in die geplante Umlaufbahn, könnte die gesamte Mission scheitern.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Flugkontrolleure beginnen am 11. April zunächst damit, Venus Express mit der Triebwerksdüse in Bewegungsrichtung zu drehen. [Klicken für vergrößerte Ansicht]

Die Europäische Raumfahrtagentur ESA bereitet sich derzeit auf die Ankunft der Raumsonde Venus Express an unserem Schwesterplaneten vor. Obwohl bis zum Einschwenken der Sonde in den vorgesehenen Venus-Orbit am 11. April noch gut zwei Wochen Zeit sind, hat für das Flugkontrollteam im Europäischen Satellitenkontrollzentrum (ESOC) inzwischen die heiße Phase begonnen.

Vorbereit werden in Darmstadt unter anderem die zahlreichen ferngesteuerten Aktionen, Triebwerkszündungen und Manöver, mit denen Venus Express von ihrer Geschwindigkeit unmittelbar vor der ersten Zündung (29.000 km/h im Verhältnis zur Venus) auf eine rund 15 Prozent niedrigere Einschwenkgeschwindigkeit abgebremst werden muss, damit die Raumsonde von der Schwerkraft des Planeten "eingefangen" werden kann.

Die Flugkontrolleure beginnen am 11. April um 08:03 Uhr (MEZ) zunächst damit, die Raumsonde mit der Triebwerksdüse in Bewegungsrichtung zu drehen. In dieser Lage wird das Venus-Express-Haupttriebwerk dann ab 09:19 Uhr für rund 51 Minuten gezündet. Um das Risiko einer übermäßigen mechanischen Last während der Triebwerkszündung herabzusetzen, müssen zudem die Solarpaneele in eine geeignete Position gebracht werden.

Im Verlauf der kommenden Tage erfolgen dann eine Reihe zusätzlicher Zündungen zum Senken des Apozentrums (planetenfernster Punkt) der Umlaufbahn und zum Halten des Perizentrums (planetennächster Punkt). Ziel ist es, bis Anfang Mai eine 24-stündige Bahn um die Venus zu erreichen. Sollte die Raumsonde ihr Zeitfenster zum Einschwenken verpassen, wäre es laut ESA "extrem problematisch, das Vorhaben zu Ende zu bringen".

Ein weiteres Problem könnte darin bestehen, dass die Raumsonde während der Triebwerkszündung für rund zehn Minuten im Funkschatten des Planeten verschwindet. "Das Einschwenken in eine Venus-Umlaufbahn ist ein komplexer Schritt. Die schwierigste Herausforderung besteht in der pünktlichen Durchführung des Manövers", erklärte Jean-Baptiste Gratadour, der im ESOC für die Lage- und Orbital-Steuerungssysteme von Venus Express verantwortlich ist.

Hilfe erhält die ESA im Übrigen von der US-Raumfahrtbehörde NASA: Aufgrund ihrer günstigen geographischen Lage soll die 70 Meter große NASA-Antenne für Tiefenraummissionen in Madrid das Einschwenkmanöver unterstützen. Für Routinevorgänge erfolgt die Kommunikation mit Venus Express über die neue 35 Meter große Antenne für Tiefenraummissionen der ESA, die sich im spanischen Cebreros befindet.

Die vor viereinhalb Monaten vom kasachischen Kosmodrom Baikonur aus ins All gestartete Raumsonde soll die Atmosphäre, die Ionosphäre sowie die Oberfläche unseres Schwesterplaneten erforschen. Von den Erkenntnissen erhoffen sich die Wissenschaftler weitere Hinweise zur Entstehung unseres Sonnensystems und ein besseres Verständnis der klimatischen Veränderungsprozesse auf der Erde. Angelegt ist die Forschungsmission auf mindestens 500 Erdentage, oder zwei komplette Eigenrotationen der Venus. Der Treibstoff an Bord reicht laut ESA aber auch für eine doppelt so lange Mission.

Zu Venus Express siehe auch:

Siehe dazu auch in Telepolis: (pmz)