ETech: WLAN für Ghana

Free-Network-Aktivist Tomas Krag will Menschen in Entwicklungsländern den Aufbau drahtloser Internet-Strukturen ermöglichen.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Janko Röttgers

Gleich zu Beginn seiner Session auf der Emerging Technologies Conference (ETech) räumte der dänische Wireless-Aktivist Tomas Krag mit einem Paradigma der WLAN-Bewegung auf: "Die Nutzer freier Netze in Dänemark könnten sich auch einen DSL-Anschluss leisten. Das ist keine Revolution." In vielen Entwicklungsländern sähe die Situation dagegen ganz anders aus. Krag spricht dabei aus eigener Erfahrung. Gemeinsam mit der Organisation Geekcorps hat er drei Monate in Ghana damit verbracht, drahtlose Funknetze aufzubauen. Derzeit arbeitet er für die Nonprofit-Organisation Informal an einer Wireless Road Show, mit der die Vorteile drahtloser Vernetzung in Entwicklungsländern demonstriert werden soll.

Krag und seine Mitstreiter setzen dafür zumeist auf einfache, auf 802.11 basierende Mesh-Netzwerke, die sich stufenweise ausbauen lassen. Andere Projekte hätten jedoch auch gute Erfahrungen mit abweichenden Lösungen gemacht. So setzt Satellife auf GSM-Technik und Satellitenanbindungen, um Krankenhäuser und Arztpraxen in ländlichen Gegenden Ugandas zu vernetzen. Das Schoolnet in Namibia sicherte sich eine exklusive Funkfrequenz zur Vernetzung von Schulen. Firstmile Solutions betreibt einen einzigartigen E-Mail-Service in Cambodia, bei dem Motorradkuriere mit WLAN-Anbindung die Mail drahtlos einsammeln und dann zu Datacentern fahren, um den Versand übers Netz zu ermöglichen.

All diesen Modellprojekten zum Trotz werde er immer wieder mit einer fundamentalen Kritik am WLAN-Export konfrontiert, berichtete Krag seinen Zuhörern. So würde er oft gefragt, ob Menschen in Afrika wirklich drahtlose Netze bräuchten und ob eine funktionierende Wasserversorgung nicht viel wichtiger sei. Seine Entgegnung darauf: "Ich bin wirklich schlecht im Graben von Brunnen und viel besser im Umgang mit Wireless-Technik." Etwas ernsthafter fügte er hinzu: "Wir verweigern einem Kind ja auch nicht die Schulbildung, wenn es sich keine Schuhe leisten kann."

Zur O'Reilly Emerging Technologies Conference siehe auch:

(Janko Röttgers) / (jk)