EU-Bildungsbericht: Deutsche Schulen sind mangelhaft mit IT ausgestattet

Es fehlt an Laptops und am Zugang zum Internet, geht aus dem neuen Bildungsmonitor hervor. Dazu kommen Defizite der Schüler bei digitalen Kompetenzen.

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(Bild: Rido/Shutterstock.com)

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Allen politischen Bemühungen zum Trotz: Die digitale Ausstattung deutscher Schulen bleibt hinter dem EU-Durchschnitt zurück. Dies trifft besonders auf die Primarstufe zu, wo 2017/18 erst neun Prozent des Nachwuchses eine gut digital ausgestattete und vernetzte Grundschule besuchten. Drei Viertel der deutschen Schüler haben mittlerweile Zugang zu digitalen Lernressourcen, aber neuen Prozent können nicht einmal aufs Schulinternet zugreifen.

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Die Zahlen stammen aus dem neuen Monitor für die allgemeine und berufliche Bildung, den die EU-Kommission am Donnerstag veröffentlicht hat. 90 Prozent der Lehrer verwenden demnach Laptops im Unterricht, zwei Drittel greifen dabei aber auf ihre privaten Geräte zurück.

Nur ein Drittel der Schulen war auf den Corona-Lockdown digital gut vorbereitet. 35 Prozent der Lehrer konnten trotz der Schulschließungen sehr regelmäßig Kontakt mit allen ihren Eleven halten, etwa zehn Prozent gelang dies aber kaum noch oder gar nicht mehr. 43 Prozent der Eltern gaben an, für häuslichen Unterricht während der Lockdown-Phase nicht genug Zeit zu haben.

In den Monitor sind in diesem Jahr auch die Ergebnisse einer internationalen Studie zur Computer- und Informationskompetenz (ICILS) eingeflossen. Danach sind unterdurchschnittliche Leistungen selbst zu Kenntnissen grundlegendster IT-Anwendungen in der EU weit verbreitet. In Deutschland liegt die Quote bei 33,2 Prozent der Lernenden und stagniert seit 2013. In Frankreich liegt der Anteil bei noch schlechteren 43,5 Prozent, in Italien sogar bei 62,7 Prozent. Insgesamt haben in den Mitgliedsstaaten mehr als 15 Prozent der Schüler unzureichende digitale Kompetenzen.

Aus OECD-Daten geht laut der Analyse zudem hervor, dass Lehrkräfte der Sekundarstufe I in den EU-Ländern nur selten im Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien im Unterricht geschult werden. Sie haben einen starken Bedarf an eigener beruflicher Weiterbildung in diesem Bereich.

In ihrer jährlichen Einschätzung großer Herausforderungen im Bildungsbereich hebt die Kommission zwar hervor, dass die EU-Staaten Fortschritte dabei erzielen, die Schulabbrecherquote zu senken und die Teilnahme an allen Bildungsstufen bis hin zu Hochschulen zu erhöhen. Es sei aber nach wie vor schwierig ist, allen jungen Menschen die Grundkompetenzen zu vermitteln.

Rund ein Fünftel der 15-Jährigen verfügt nicht über ausreichende Fähigkeiten in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Die Betroffenen täten sich so schwer, vollständig am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, heißt es in dem Bericht. Da die Leistung der Schüler stark von ihrem sozioökonomischen Hintergrund abhänge, sei es entscheidend, in den Ausbildungseinrichtungen etwaige Benachteiligungen zu reduzieren und die digitale Kluft zu verringern.

Die Mitgliedstaaten erkennen laut der Kommission an, dass angemessene Investitionen in die Bildung zum Wirtschaftswachstum und zur sozialen Inklusion beitragen. Sie hätten die öffentlichen Ausgaben in diesem Sektor auf einem Niveau von rund zehn Prozent der öffentlichen Gesamtausgaben beibehalten. Hierzulande hatten sich die politischen Entscheider bei einem weiteren Schulgipfel im September darauf verständigt, dass der Bund insgesamt 6,5 Milliarden Euro zur Digitalisierung der Schulen beisteuert.

Bildungskommissarin Mariya Gabriel zeigte sich überzeugt, "dass tiefgreifende Veränderungen im Bereich der digitalen Bildung nötig sind". Die Brüsseler Regierungsinstitution sei "entschlossen, die digitale Kompetenz in Europa zu erhöhen". So soll bis 2025 ein europäischer Bildungsraum umgesetzt werden. Mit einem Aktionsplan will die Kommission ferner Lehren aus der Corona-Krise ziehen und ein "leistungsfähiges digitales Bildungsökosystem" auf die Beine stellen.

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