EU-Förderung ECSEL: Deutschland räumt in letzter Runde noch mal ab

Die EU-Initiative "Electronics Components and Systems for European Leadership" schüttet die letzten Fördermittel aus. An 13 Projekten ist Deutschland beteiligt.

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(Bild: cherezoff / Shutterstock.com)

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Die 2014 ins Leben gerufene Förderinitiative "Electronics Components and Systems for European Leadership" (ECSCEL) nähert sich ihrem Lebensabend. In der letzten von sieben Förderrunden hat die EU 14 Projekte ausgewählt – an 13 davon sind deutsche Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen beteiligt. Mit dabei sind Projekte für autonomes Fahren, neuartige Sensoren und kommende Prozesstechnik.

Sind die Projektsummen mit je ein- bis dreistelligen Millionensummen noch recht überschaubar, zeigt das Fazit des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) die tatsächlichen Ausmaße des Programms: Im Rahmen von sieben Runden wurden 92 europäische Verbundvorhaben mit Finanzspritzen von 1,15 Milliarden Euro gefördert – die Gesamtkosten, etwa durch zusätzliche Länderinvestitionen, belaufen sich auf 4,6 Milliarden Euro.

Deutschland ist mit 79 Vorhaben gut vertreten. Zu den 1,2 Milliarden Euro an Gesamtprojektkosten zählen rund 280 Millionen Euro an eingeworbener EU-Förderung, bei einem Einsatz von rund 240 Millionen Euro nationaler Förderung. Fast ein Viertel der EU-Mittel für ECSEL floss somit nach Deutschland. Die nationale Förderung für die deutschen Beteiligten stammt jeweils gerundet zu 205 Millionen Euro vom BMBF, zu 32 Millionen Euro aus Sachsen und zu 2 Millionen Euro aus Thüringen.

Im Falle der aktuellen Förderrunde erhalten die 14 ausgewählten Verbundvorhaben rund 37 Millionen Euro an EU-Förderung. Das BMBF fördert die 13 Vorhaben mit deutscher Beteiligung zusätzlich mit rund 33 Millionen Euro, Sachsen mit 1,4 Millionen Euro, Thüringen mit 1,1 Millionen Euro.

Das größte Projekt unter deutscher Führung ist das von Infineon verantwortete "Automotive Intelligence for/at Connected Shared Mobility" (AI4CSM) mit einem Gesamtbudget von knapp 42 Millionen Euro. Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung hochzuverlässiger elektronischer Komponenten und Systeme für automatisierte Fahrzeuge.

In den Niederlanden koordiniert der Halbleiterausrüster ASML das Projekt "Integration of processes and moDules for the 2 nm node meeting Power Performance Area and Cost requirements" (ID2PPAC) zur Forschung an Prozesstechnik mit Strukturen von 2 Nanometern, die bis 2025 serienreif sein soll. ASMLs Belichtungsmaschinen nutzen etwa TSMC, Intel und Samsung – keine andere Firma verkauft Lithografiesysteme mit extrem-ultravioletten (EUV-)Wellenlängen, die für alle Fertigungsprozesse ab der 7-Nanometer-Generation notwendig sind. In vorherigen Förderrunden unterstützte die EU bereits die Entwicklung früherer Prozessgenerationen, darunter 3-nm-Technik.

Welchen Einfluss solche EU-Projekte haben können, zeigt der Deutsche Zukunftspreis vom November 2020: Drei deutsche Forscher wurden da für ihre Beteiligung an der EUV-Belichtungstechnik ausgezeichnet, die heute in den modernsten Belichtungsmaschinen zum Einsatz kommt.

Die komplette Liste der 14 Förderprojekte lautet:

  • AI4CSM- Intelligente Elektroniksysteme für automatisierte Fahrzeuge und nachhaltige Mobilitätskonzepte
  • AI-TWILIGHT – KI-unterstützte Digitale Zwillinge für Beleuchtungsinfrastruktur in der Industrie 4.0
  • DAIS- Elektroniksysteme für künstliche Intelligenz im Edge-Computing
  • Energy ECS- Mikroelektronik für intelligente und energieeffiziente Mobilität von Morgen
  • GaN4AP – Galliumnitrid für fortschrittliche Leistungselektronik
  • HiEFFICIENT- Modulare, intelligente und hochintegrierte Wide-Bandgap-Leistungselektronik für sicheres und energieeffizientes elektrisches Fahren
  • ID2PPAC – Herstellungstechnologien und -prozesse für hochperformante 2-nm-Elektronik
  • IMOCO4.E – Elektroniksysteme für intelligente Bewegungssteuerung in der Industrie 4.0
  • MATQu – Materialien für Quantencomputing
  • StorAIge- Eingebettete Datenspeicher für Mikrocontroller mit Künstlicher Intelligenz
  • TRANSACT- Vertrauenswürdige dezentrale cyber-physische Systeme (CPS) für sicherheitskritische Anwendungen
  • TRANSFORM- Vertrauenswürdige europäische SiC-Lieferkette für energieeffiziente Leistungselektronik
  • YESvGaN- Neuartige Prozesstechnologie für hocheffiziente und vielseitig einsetzbare Leistungstransistoren

Die ECSEL-Initiative und das übergeordnete EU-Programm Horizon 2020 sind damit so gut wie beendet. Ab Anfang 2021 soll es mit Horizon Europe weitergehen.

(mma)