EU-Kommissarin setzt Mobilfunker bei Datenroaming unter Druck

Viviane Reding will die Mobilfunkpreise auch bei Datenroaming im Ausland drücken und kündigt auf dem Mobile World Congress in Barcelona an, die Preise ab Sommer genau zu überwachen. Bei den Sprachtarifen war das der Anfang einer EU-weiten Regulierung.

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EU-Kommissarin Viviane Reding fordert die europäischen Mobilfunk-Netzbetreiber auf, die Preise für Datendienste im Ausland zu senken. "In einem anderen Land eine Textnachricht zu senden oder Daten herunterzuladen sollte nicht wesentlich teurer sein, als zu Hause", meint Reding. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona hat sie den Managern der Anbieter eine Frist bis 1. Juli gesetzt. Dann werde sie die Preise kontrollieren, auf einer Website veröffentlichen und das Europäische Parlament sowie den Rat der Minister informieren. Sie habe zwar keinen Appetit auf weitere Preisregulierungen, aber um diese zu vermeiden, müsse die Branche bis dahin erhebliche Preissenkungen durchführen.

Reding hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, nach der Regulierung der Gesprächsgebühren im Ausland auch das Daten-Roaming ins Visier zu nehmen. Die EU-Kommissarin will Roaming-Preisaufschläge nur in jenem geringen Umfang akzeptieren, der durch tatsächliche höhere Kosten für die Nutzung eines fremden Netzes gerechtfertigt ist. Die EU könne nicht akzeptieren, dass Mobilfunk-Betreiber mit Roaming-Kunden verglichen mit Inlandskunden bis zu zwanzigfachen Profit machen, betonte die Kommissarin. Eine Absenkung der Großhandelspreise zwischen einigen großen Anbietern sei jedenfalls nicht ausreichend. Vielmehr müssten die niedrigeren Einkaufspreise allen offen stehen und die gesamte Branche erfassen. Reding erwartet, dass die Preissenkungen zu einem Boom am Markt für Datenroaming führen. Bisher werde dieser durch die hohen Preise zurückgehalten.

Konkret fordert die Politikerin drei Maßnahmen: Erstens müssten die Netzbetreiber ihre Roaming-Tarife transparent machen und ihre Kunden vor höheren Kosten im Ausland warnen. So könnten "Schock-Rechnungen" über mehrere 1.000 Euro vermieden werden. Zweitens sollten alle Anbieter ihren Kunden noch diesen Sommer ein EU-Roaming-Paket offerieren, das Datenübertragungen in allen 27 EU-Staaten zum Inlandspreis ermöglicht – mit einem kleinen, einmaligen Aufpreis. Drittens sei eine deutliche und wettbewerbsneutrale Reduktion der Großhandelspreise notwendig. Derzeit höre sie von Preisen von bis zu 7 Euro pro MByte. "Da ist wirklich Raum, sich zu bewegen", so Reding. Andere Marktteilnehmer würden nur noch 50 oder 25 Cent pro MByte verlangen. Das sei ein Indikator für das Niveau, auf dem sich eine etwaige EU-Regulierung bewegen könnte.

Ein Sprecher der GSM Association lehnt eine Preisregulierung ab. Der Wettbewerb arbeite zugunsten der Konsumenten, eine Regulierung der Bruttopreise sei der falsche Weg, kommentierte ein Sprecher die Äußerungen Redings. Die Netzbetreiber würden sich jedem Versuch, Endkundenpreisregulierung einzuführen, widersetzen. Datenroaming sei fundamental anders als Sprachroaming und entwickle sich schnell. Auch Sprachroaming sei ein von Wettbewerb gekennzeichneter Markt, jedoch sei der Markt für Datenroaming in einem anderen Stadium seiner Entwicklung.

Vergangene Woche haben der europäische Teil der 3-Gruppe (darunter 3 in Österreich), die KPN-Gruppe (darunter E-Plus in Deutschland) sowie der polnische Anbieter Play bekannt gegeben, den einander gegenseitig verrechneten Preis für Datenroaming zum 1. März auf 25 Cent netto pro MByte zu senken. Die beteiligten Netzbetreiber könnten nun Datenroaming in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Polen zu etwa 40 Cent (brutto) pro MByte anbieten, hieß es dazu. O2 hatte im Januar eine Senkung der Roaminggebühren für Daten angekündigt, auch T-Mobile soll sich in der Preisfrage inzwischen bewegen. (Daniel AJ Sokolov) / (vbr)