EU-Kommission: Hunderte Millionen für Cybersicherheit und Halbleiterproduktion​

Die EU investiert 325 Millionen Euro in die innovative Chip-Forschung und 210 Millionen Euro in Cybersecurity mit Schwerpunkt auf kritische Infrastrukturen.​

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Chip auf Mainboard

(Bild: raigvi / Shutterstock)

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Die EU-Kommission hat die Vergabe neuer Fördergelder für Digitalprojekte in Höhe mehrerer Hundert Millionen Euro angekündigt. Im Rahmen des Chip Acts hat etwa das Gemeinsame Unternehmen für Chips Ausschreibungen in Aussicht gestellt, die Halbleiterforschung und Innovationsinitiativen unterstützen sollen.

Die für diese Ausschreibungen verfügbaren EU-Mittel belaufen sich auf insgesamt 325 Millionen Euro. Bei dem "Joint Undertaking" (JU), das generell die Entwicklung und Anwendung innovativer nanoelektronischer Chiptechnologien und -systeme made in Europe fördern soll, handelt es sich um eine öffentlich-private Partnerschaft. Die Kommission erwartet daher, dass die EU-Gelder durch zusätzliche Mittel der am Chips JU beteiligten Staaten aufgestockt werden.

Die Ausschreibungsrunde soll die europäische Halbleiterindustrie laut der Brüsseler Regierungsinstitution weiter unterstützen, indem eine Pilotlinie für photonische integrierte Schaltkreise (PICs) eingerichtet wird. Solche Halbleiter verwenden Licht, um Informationen mit höherer Geschwindigkeit zu verarbeiten und zu übertragen, wobei sie gleichzeitig aber weniger Energie verbrauchen. Das gilt als entscheidend für die nächsten Generationen von Hochleistungscomputern, schnellem Internet und Rechenzentren. Mit den Geldern will das Förderinstitut auch Chip-Kompetenzzentren in den beteiligten EU-Ländern unterstützen, über die vor allem der Mittelstand mit eingebunden werden soll. Zudem werde eine cloudbasierte Online-Designplattform geschaffen, die es Nutzern wie Hochschulen und Start-ups ermöglicht, neue Halbleiter zu entwerfen und zu entwickeln.

Parallel hat die Kommission einen Förderaufruf in Höhe von über 210 Millionen Euro innerhalb des Programms Digitales Europa für Projekte zur Stärkung der Cybersicherheit veröffentlicht. 35 Millionen Euro sind dabei für den Schutz großer Industrieanlagen und kritischer Infrastrukturen (Kritis) reserviert. Noch einmal so viel sollen in den Einsatz "hochmoderner Technologien und Werkzeuge im Bereich Cybersecurity" fließen. Der Löwenanteil von 55 Millionen Euro ist für Bildungsaktivitäten zur Stärkung der Kompetenzen von Mitarbeitern und Bürgern vorgesehen. 12,8 Millionen Euro sollen investiert werden, um die Einrichtung, Unterstützung und Erweiterung nationaler und grenzüberschreitender Operationszentren für Cybersicherheit aufrechtzuerhalten.

25 Millionen Euro sind für Aktivitäten freigegeben, die den Einsatz verschiedener multinationaler Projekte durch Konsortien für eine europäische digitale Infrastruktur erleichtern sollen. Weitere 20 Millionen Euro werden für die Entwicklung lokaler digitaler Zwillinge, also digitaler Simulationen von Kommunen, bereitgestellt. Mit 8 Millionen wird die Arbeit europäischer Beobachtungsstellen für digitale Medien gefördert, um unabhängige regionaler Cluster zur Analyse und Bekämpfung von Desinformation im Internet zu finanzieren.

Die vorgesehenen Mittel sind im Halbleiterbereich vergleichsweise überschaubar. Schon 2023 genehmigte die Kommission ein übergeordnetes milliardenschweres Beihilfeprogramm, um bei der Entwicklung von Mikroelektronik und Chips unabhängiger etwa von Taiwan zu werden. Allein Bund und Länder haben in diesem Rahmen rund 4 Milliarden Euro für komplexe Innovationsprojekte zugesagt. In die Cybersicherheit fließt bislang deutlich weniger Geld. Im Mai 2020 etwa stellte die EU 49 Millionen bereit, um neue Entwicklungen dazu und zum Datenschutz zu fördern.

(dahe)