EU-Kommission drängt auf besseren Jugendschutz bei sozialen Netzwerken
Die Brüsseler Behörde sieht ein Jahr nach Unterzeichnung einer Selbstverpflichtung durch Betreiber von Online-Communities noch Nachholbedarf beim Datenschutz, während klicksafe eine Kampagne mit Prominenten gestartet hat.
Die EU-Kommission sieht ein Jahr nach Unterzeichnung einer Selbstverpflichtungserklärung zum Jugendschutz durch Betreiber sozialer Netzwerke noch Nachholbedarf beim Datenschutz. Nur 40 Prozent der Anbieter von Online-Communities setzten bei Nutzern unter 18 Jahren die Voreinstellungen so, dass die Profile standardmäßig nur von Freunden eingesehen werden können, heißt es in einer Bestandsaufnahme zum heutigen "Safer Internet Day ". Daraus geht laut der EU-Medienkompetenzinitiative klicksafe auch hervor, dass nur ein Drittel der einschlägigen Unternehmen auf Nutzermeldungen reagiere, in denen um Hilfe gebeten werde.
Geprüft hat die Kommission 25 Webseiten, welche die mittlerweile 20 Unterzeichner der Selbstregulierungsinitiative betreiben. Dazu gehören unter anderem Bebo, DailyMotion, Facebook, YouTube, Hyves, Windows Live, XboxLive, MySpace, SchülerVZ, StudiVZ, MeinVZ, Habbo, Yahoo!Answers und Flickr. 19 davon bieten laut der Untersuchung Sicherheitstipps und Informationen speziell für Kinder beziehungsweise Teenager an, die zumindest auf 14 Plattformen "sowohl leicht auffindbar als auch leicht verständlich" seien. Die meisten Unternehmen bieten Minderjährigen Mittel für den Umgang mit potenziellen Online-Risiken und verfolgen eine Strategie zum Schutz der Privatsphäre. So könnten Datenschutzoptionen etwa leicht geändert, andere Nutzer blockiert oder unerwünschte Kommentare entfernt werden. Nur 11 von 22 Webseiten machten es unmöglich, persönliche Profile Minderjähriger über Suchmaschinen zu finden.
Die für Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding richtete daher an die Betreiber die Erwartung, dass sie mehr für den Datenschutz tun: "Die Profile von Minderjährigen müssen standardmäßig als 'privat' eingestuft werden." Auf Anfragen oder Missbrauchsmeldungen müsse "unverzüglich und angemessen" reagiert werden. Die jungen Nutzer sozialer Netzwerke sollten "erst denken, dann posten".
Klicksafe startete parallel in Berlin gemeinsam mit mehreren Schauspielern und Moderatoren wie Anna Maria Mühe, Anke Engelke, Axel Prahl, Dietmar Bär oder Franziska Reichenbacher die Kampagne "Ich schütze mein Privatleben – auch im Netz". Sie soll vor allem Jugendliche darauf aufmerksam machen, was mit den von ihnen selbst ins Internet eingegebenen Daten alles passieren könne. Es sei wichtig, dem Sog des Netzes nach Neuem nicht ständig nachzugeben. Soziale Netzwerke erweckten zwar teils den Anschein von Privatheit. Es sei aber letztlich ein großer öffentlicher Raum, in dem die Nutzer von vielen Augen und Programmen beobachtet würden.
Einige der Prominenten beklagten, dass Fremde in ihrem Namen Profile erstellt und darüber selbst echte Freunde mit frei erfundenen Nachrichten aus ihrem Privatleben versorgt hätten. Dass jeder im Netz schreiben dürfe, was er wolle, sei zwar prinzipiell gut, meinte etwa Engelke. Andererseits stellte sie klar: "Ob in Foren, bei Facebook oder auf Fanseiten – nichts stammt dort von mir. Ich ist ein anderer." Mühe monierte, dass die "Grenze zwischen wahrer Freundschaft und virtueller Bekanntschaft oft nicht mehr deutlich" sei. "Die ursprüngliche Idee dahinter ist nicht mehr sichtbar." (anw)