EU-Vorschlag: Selbstverpflichtung statt Cookie-Banner

Cookie-Banner sind gut für den Datenschutz, aber nervig für Surfer. Die EU will einen Vorschlag voranbringen, wie es besser gehen könnte.

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Cookies

(Bild: Datenschutz-Stockfoto/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Benjamin Kraft

Datenschutz im Internet ist nervig: Beim ersten Besuch einer Webseite müssen Surfer entweder ihre Zustimmung geben, dass ihr Surfverhalten zu Werbezwecken oder zur Profilbildung in Cookies festgehalten wird, oder ablehnen. Derzeit wird dazu ein sogenanntes Cookie-Banner eingeblendet, das meist viel Text und noch mehr Auswahloptionen enthält. Selten ist es möglich, pauschal alle Cookies mit einem Klick abzulehnen. So gut die Möglichkeit ist, sich dem Tracking zu entziehen, führt sie doch mit der Zeit zu einer Ermüdungserscheinung: Viele genervte Anwender klicken genervt auf "Alle zulassen", ohne zu überblicken, worin sie einwilligen.

Dieser Problematik ist sich EU-Justizkommissar Didier Reynders bewusst und äußerte sich in einem Interview mit der Welt am Sonntag dazu: "Der Gebrauch von Cookies, um personenbezogene Daten zu verarbeiten, kann laut Gesetz nicht ohne die ausdrückliche Zustimmung der User erfolgen. Aber das bedeutet nicht, dass das Surfen im Netz am Ende eine lästige Angelegenheit werden darf." Es gibt bereits einen Alternativvorschlag.

Der EU-Kommission schwebt eine "Cookies-Selbstverpflichtungsinitiative" (cookies pledge) vor. Große Firmen oder sehr große Plattformen wie zunächst Amazon, Apple, Meta oder Microsoft sollen freiwillig zusagen, ihre Nutzer besser über die Verwendung von Cookies zu informieren, um keine nervigen Banner mehr einblenden zu müssen.

Der Vorschlag – der erstmals im Frühjahr dieses Jahres aufkam – umfasst auch, dass die Webseiten ihre Nutzer an gut sichtbarer Stelle über ihr Geschäftsmodell und die Verwendung von personenbezogenen Daten aufklären, speziell für Werbezwecke und die Finanzierung der Seite. Surfer sollen so zwischen Werbemodellen wählen können, die auf Tracking setzen oder höheren Datenschutz bieten. Reynders: "Wir werden … die Verbraucher dabei unterstützen, die Werbemodelle besser zu begreifen und sich für Werbung zu entscheiden, die weniger aufdringlich ist. So sollte der Verbraucher beispielsweise erst ein Jahr nach der letzten Anfrage erneut gefragt werden, ob er bereit ist, Cookies zu akzeptieren." Die EU-Kommission hofft, dass kleinere Betreiber nachziehen werden.

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Cookies per se sind nichts Schlimmes und können beispielsweise dazu dienen, dass eine Webseite Metriken erhebt, um ihren Betrieb zu optimieren. Für Verbraucher sind sie etwa dann sinnvoll, wenn sie sich beim Besuch eines Webshops den Inhalt des Warenkorbs merken. Zudem finanzieren sich viele Webseiten über Werbung, und je gezielter diese ausgespielt werden kann, umso besser ist das für den Werbepartner und möglicherweise auch für das Publikum, das keine uninteressanten Produkte oder Dienstleistungen präsentiert bekommt.

An dieser Stelle wird es kritisch, denn mit Tracking-Cookies lassen sich Profile der Nutzer erstellen, die deren Gewohnheiten, Vorlieben und andere Aspekte ihres Lebens verraten, was die Privatsphäre verletzen kann und weit über das legitime Interesse der Werbetreibenden hinausgeht. Um dem Einhalt zu gebieten, wurden ursprünglich die verpflichtenden Cookie-Banner eingeführt, die allerdings Surfer wie Anbieter gleichermaßen nerven.

(bkr)