EU soll Führungsposition bei grünem Wasserstoff einnehmen

Die EU-Kommission hat eine Allianz für sauberen Wasserstoff ins Leben gerufen. Bis 2030 peilt sie eine Elektrolyseleistung von 40 Gigawatt an.

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EU soll Führungsposition bei grünem Wasserstoff einnehmen

(Bild: Alexander Kirch/Shutterstock)

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Von 2020 bis 2024 sollen in der EU Elektrolyse-Anlagen für erneuerbaren Wasserstoff mit einer Leistung von mindestens 6 Gigawatt und einer Produktion von bis zu einer Million Tonnen des sauberen Energieträgers installiert werden. Bis 2030 sind mindestens 40 Gigawatt beziehungsweise 10 Millionen Tonnen vorgesehen. Diese Ziele hat die EU-Kommission nun mit ihrer Wasserstoffstrategie aufgestellt.

Von 2030 bis 2050 sollte die Technik für erneuerbaren Wasserstoff ausgereift sein und "in großem Maßstab in allen Sektoren, in denen die Dekarbonisierung schwierig ist, eingesetzt werden". "Wir brauchen grünen Wasserstoff für Stahl, Zement, Chemie und Schwerlastverkehr", betonte der für den Green Deal zuständige Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans.

Wasserstoff soll laut Strategie der EU-Kommission vor allem Bereiche mit Energie versorgen, "die nicht für die Elektrifizierung geeignet sind". Zudem soll er helfen, Strom zu speichern, wenn temporär wenig Nachfrage nach erneuerbaren Energien besteht. "Vorrangiges Ziel" werde die Entwicklung von grünen Wasserstoff sein, der hauptsächlich mithilfe von Wind- und Sonnenenergie erzeugt wird. Kurz- und mittelfristig seien jedoch andere Formen CO2-armen Wasserstoffs erforderlich, um die Emissionen rasch zu senken und die Entwicklung eines tragfähigen Marktes zu unterstützen.

Ganz schließt die Kommission so grauen Wasserstoff, der mit fossilen Brennstoffen hergestellt wird, sowie die blaue von Erdgas befeuerte Variante nicht aus, bei der das anfallende CO2 aber eingefangen und gespeichert werden soll. Dafür hat sie die Europäische Allianz für sauberen Wasserstoff gegründet, an der "führende Vertreter der Industrie", die Zivilgesellschaft, Regierungsmitglieder und die Europäische Investitionsbank beteiligt sein sollen. Mit ihr sollen große Investitionsprojekte im Bereich sauberer Wasserstoff begründet werden.

Vor allem die Zusammensetzung des Verwaltungsrates der Allianz wird von Umweltschützern kritisiert. Dort sei das "Who is Who der Gasindustrie" versammelt, beklagt Tara Connolly von der zivilgesellschaftlichen Organisation Friends of the Earth Europe. Es sei unbegreiflich, dass die Kommission "die Schlüssel zum europäischen Wasserstoffsektor einfach an die Fossil-Industrie übergibt". Firmen wie Shell und Snam hätten kein Interesse an der Produktion von erneuerbarem Wasserstoff.

Die Allianz solle "eine offene Plattform sein", wobei "die Industrie mit ihrer Erfahrung unabdingbar ist", erwiderte Timmermans. Die breite Öffentlichkeit und zivilgesellschaftliche Akteure müssten das Vorhaben auch unterstützen und daher mit an den Tisch, da es ohne sie den Grünen Deal gar nicht gebe.

"Da 75 Prozent der Treibhausgasemissionen der EU auf Energie zurückgehen, brauchen wir einen Paradigmenwechsel, um unsere Ziele für 2030 und 2050 zu erreichen", betonte Energiekommissarin Kadri Simson. Sonst werde es nichts damit, bis 2050 klimaneutral zu werden. Neben der gezielten Förderung von Wasserstoff, die die Kommission mit ihrer Industriestrategie bereits angelegt hatte, soll eine zweite Strategie zur "Integration des Energiesystems" den Weg dazu ebnen. Letztere soll demnach den Rahmen für die Energiewende bilden.

Ausrangieren will die EU-Kommission damit das aktuelle Modell, bei dem der Energieverbrauch im Verkehr, in der Industrie, im Gas- und im Gebäudesektor in "Silos" mit jeweils getrennten Wertschöpfungsketten, Vorschriften, Infrastruktur geplant, betrieben und gemessen wird. Über ein stärker kreislauforientiertes und auf Energieeffizienz ausgerichtetes System sollen "neue Verbindungen zwischen den Sektoren geschaffen und der technologische Fortschritt genutzt werden".

Generell sollen Verbraucher mehr Strom nutzen unter anderem für Wärmepumpen in Gebäuden, Elektrofahrzeuge im Verkehr oder Elektroöfen in bestimmten Industriezweigen. Ein Netz von einer Million Ladestationen für Elektrofahrzeuge werde neben dem Ausbau der Solar- und Windkraft zu den sichtbaren Ergebnissen der Strategie zählen, heißt es in Brüssel.

(anw)