EU stellt tele.ring-Übernahme durch T-Mobile in Frage

Die EU-Kommission hat neue Einwände gegen die Übernahme des Mobilfunkers, da dann T-Mobile Austria und Mobilkom den österreichischen Mobilfunkmarkt mit Marktanteilen von zusammen 80 Prozent gemeinsam dominieren könnten, berichtet der "Standard".

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die EU-Kommission hegt neue Einwände gegen den Verkauf des viertgrößten österreichischen Mobilfunkanbieters tele.ring an die Nummer Zwei, die österreichische Telekom-Mobilfunktochter T-Mobile Austria. Die Übernahme würde den Wettbewerb im österreichischen Mobilfunkmarkt "erheblich behindern" und sei "nach derzeitigem Kenntnisstand (...) unvereinbar" mit den Marktregeln der EU, hieß es in einem internen Zwischenbericht der Kommission vom 8. Februar, aus dem der Standard und weitere österreichische Medien zitieren.

Nach Einschätzung der Kommission hat tele.ring im österreichischen Mobilfunk "eine aktive, seine Marktanteile vergrößernde Rolle gespielt" und von allen den Betreibern "den stärksten Wettbewerbsdruck" auf die Marktführer, Mobilkom und T-Mobile, ausgeübt. Legendär sind schon die sehr beleibten tele.ring-Werbefiguren, die unter dem Motto "Weg mit dem Speck!" günstige Mobilfunktarife versprechen. Nach der tele.ring-Übernahme würde T-Mobile jedoch gemeinsam mit dem Marktführer Mobilkom (A1) 76 bis 80 Prozent des österreichischen Mobiltelefonie-Marktes dominieren. Es sei deshalb wahrscheinlich, "dass der vorgeschlagene Zusammenschluss zu koordinierten Effekten in der Form der Entstehung einer gemeinschaftlich marktbeherrschenden Stellung durch die gemeinsame Einheit T-Mobile/tele.ring und Mobilkom führen wird", heißt es in dem Bericht der EU-Kommission.

Während T-Mobile noch im Januar mit der baldigen Zustimmung für Firmenübernahme rechnete, hieß es in der vorigen Woche, dass weitere Prüfungsschritte der EU eine Genehmigung bis Ende April hinauszögern würden. Zusagen von T-Mobile, UMTS-Frequenzen und die Sendemasten von tele.ring an die Carrier One und Hutchison/3 zu veräußern, um die kleineren Konkurrenten zu stärken, kann die Kommission dem nun an die Öffentlichkeit gelangten Bericht zufolge wenig abgewinnen. Es sei "unwahrscheinlich, dass Hutchison und One die gleiche Geschäftsstrategie und Preissetzungspolitik wie tele.ring betreiben werden". Auch ein weiterer Wettbewerb um Kunden zwischen Mobilkom und T-Mobile zu Lasten ihrer Profitabilität sei nicht zu erwarten, vermutet die EU-Wettbewerbsbehörde.

Nach Angaben aus Unternehmenskreisen hat der gegenwärtige Eigentümer der tele.ring, der US-Konzern Western Wireless/Alltel, für den Fall, dass die EU-Kommission den Deal mit T-Mobile tatsächlich untersagen sollte, bereits Vorkehrungen getroffen, heißt es in den Medienberichten weiter. Als wahrscheinlich gilt demnach, dass Alltel im Falle einer Untersagung des Verkaufs an T-Mobile das Unternehmen an Finanzinvestoren veräußern werde. Dies wäre die schnellste Lösung, weil es dann für die Wettbewerbsbehörden nichts zu untersuchen gebe, hieß es aus den Unternehmenskreisen. Ein Verkauf an die niederländische KPN, die 2005 ebenfalls ihr Interesse an tele.ring bekundet hätte, zöge hingegen ein neuerliches Wettbewerbsverfahren nach sich.

Western Wireless/Alltel steht unter Zeitdruck, da der US-Konzern die tele.ring-Verkaufserlöse bereits für neue Zukäufe verplant hat. Mit Finanzinvestoren, allen voran die internationalen Fondsgesellschaften Permira, Apax und Novator, hatte Alltel schon vor dem Abschluss mit T-Mobile Gespräche geführt. T-Mobile und Alltel haben noch bis zum 3. März Zeit, auf den Zwischenbericht der EU-Kommission zu reagieren. Am 9. März wird voraussichtlich ein Treffen mit EU-Wettberbskommissarin Neelie Kroes stattfinden, heißt es in den Berichten. (ssu)