Ein virtuelles Kernobst als potenzieller Zankapfel

Die Plattenfirma der Beatles, Apple Records, könnte sich durch das Engagement von Apple Computer in ihren Rechten verletzt fühlen und erneut Ansprüche geltend machen.

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Der wohl allergrößte Teil der Menschheit wird mit dem Begriff Apple in erster Linie eine schmackhafte Obstsorte verbinden. IT-Kundige denken zudem an die berühmte Computerfirma -- und nur wohl eher etwas ältere Semester an die Plattenfirma der Beatles. Die Verbindung zwischen den vier Pilzköpfen aus Liverpool und dem Computerhersteller mit dem fruchtigen Logo ist nicht weit hergeholt, schließlich soll Apple-Computer-Chef Steve Jobs ein Fan der Beatles sein und deshalb seine Firma so genannt haben. Das könnte ihm nun zum Verhängnis werden.

Die Firma mit den älteren Rechten willigte nämlich seinerzeit unter der Bedingung ein, dass die Computerfirma nicht ins Musikgeschäft einsteigt. Zuerst sah das Label der britischen Musiker vor 14 Jahren diese Auflage verletzt, da Musiker Macintosh-Rechner immer häufiger zur Musikbearbeitung und -erstellung einsetzten, und klagte vor Gericht. 1990 einigten sich die beiden Parteien außergerichtlich auf eine Schadensersatzsumme von 26,4 Millionen US-Dollar. Ähnliches könnte Jobs nun wieder drohen, spekulieren US-amerikanische Medien nach einem Bericht des Spiegel.

Der iPod und spätestens jetzt der Online-Musikdienst iTunes dürften nämlich noch gravierender gegen das Agreement verstoßen als die seinerzeit auf Macintosh-Rechner verwendete Musik-Software. Die zwei verbliebenen Beatles, deren Holding Apple Corps Apple Records kontrolliert, könnten also mit noch mehr Berechtigung auf die Einhaltung der Absprache pochen.

Apples, also Steve Jobs, neuere musikalische Bemühungen, zu denen auch eine mögliche Kooperation mit Amazon und Spekulationen um eine Übernahme von Universal Music gezählt werden, sind noch sehr frisch, aber auch recht erfolgreich. Bis Mitte Mai seien bereits 2 Millionen Songs verkauft worden, meldete die kalifornische Apfelfirma. Doch spätestens dann, wenn die Computerfirma tatsächlich ein eigenes Label gründet, könnte die Euphorie zumindest ein wenig gebremst werden, denn den zwei verbliebenen Beatles Paul McCartney und Ringo Starr beziehungsweise ihren Vertretern wird nachgesagt, sie achteten strikt auf Einhaltung ihrer Rechte.

Die Gerüchteküche kocht deshalb schon hoch. Für Roger Friedman von FoxNews.com ist die Lage klar: Apple (Computer) zeige deutliche Anzeichen, lieber heute als morgen tief in das Musikgeschäft einzusteigen. Friedman sei zugetragen worden, dass sich Apple (Records) bereits auf eine juristische Auseinandersetzung vorbereite. Der Apfel, in den Steve Jobs dann zu beißen hätte, könnte sehr sauer sein: Angesichts des zu erwartenden oder von Jobs erhofften Geschäftsvolumens dürfte es bei einem erneuten Vergleich nicht bei einer Abfindung von 26 Millionen US-Dollar bleiben. (anw)