Universal Music: Apples unmelodisches Dementi

Apples Dementi hat nicht viel genützt: In den Medien kursieren weiterhin Spekulationen um eine Übernahme des größten Tonträgerherstellers der Welt.

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Einige Tage vor Bekanntgabe der jüngsten Quartalszahlen bereiteten die Gerüchteköche der -- seriösen Tageszeitung -- Los Angeles Times eine besonders heiße Suppe für Freunde der Firma Apple zu: Der Computerhersteller wolle Universal Music kaufen, den größten Tonträgerhersteller der Welt und momentan noch Bestandteil des französischen Konzerns Vivendi, der Schulden abbauen will. Auf weitere Medienberichte folgte zwar mittlerweile bereits ein Dementi von Apple, doch ist dies bei näherer Betrachtung alles andere als eindeutig.

Vivendi-Manager Claude Bebear hatte im Newsdienst Bloomberg seinen Senf dazugegeben, indem er behauptete, der Computerhersteller werde möglicherweise 6 Milliarden für die Musiksparte bieten. Nachdem Apple deraufhin schnell dementiert hat, sahen sich Unkenrufer bestätigt: Es seien Gerüchte über Übernahmeabsichten gestreut worden, bei denen es sich lediglich um einen Marketing-Schachzug von Vivendi handele, um den Preis hochzutreiben. Im Grunde gebe es mit der Investment-Gruppe des Öl-Milliardärs Marvin Davis lediglich einen einzigen realen Interessenten.

Die Beteiligten des Behauptungs-Dementi-Abtausches hatten aber nicht einfach nur gehörige Portionen Salz und Pfeffer in die Gerüchteküche getragen. Wer genau hinhörte oder hinlas, stellte fest, dass sich die Berichte und Apples Behauptungen durchaus miteinander vertragen, also mit wesentlich feineren Gewürzen gearbeitet wird: Bebear hatte lediglich behauptet, Apple könne eine gewisse Summe bieten, während Apple nicht definitiv abgestritten hat, an Universal Music interessiert zu sein.

So ist es kein Wunder, dass die Gerüchteköche ihr Süppchen noch immer am köcheln halten. Das Wall Street Journal würzt heute nach und zitiert informierte Kreise, die Vivendi nahestehen: Apple sei weiter an Universal Music interessiert; es sei die Rede davon, Steve Jobs könne 40 bis 60 Prozent der Anteile an der Musiksparte erwerben wollen.

Auch wenn das Gerücht sich am Ende doch noch bewahrheiten oder aber als Farce herausstellen sollte: Die Diskussionen um eine mögliche Übernahme wären wohl nicht aufgekommen, wenn Steve Jobs nicht auf die Idee gekommen wäre, einen eigenen Musikdienst anzubieten. Daher scheinen die vermeintlichen Pläne, den Online-Musikdienst mit Stücken von Eminem und anderen Universal-Protagonisten füttern zu wollen, nicht abwegig. Doch könnte eine erfolgreiche Übernahme auch konkurrierende Musiklabels wie Sony Music Entertainment, Universal Music, Warner Music, BMG und EMI abspenstig machen, die zuvor schon großes Interesse gezeigt haben sollen. Falls Steve Jobs also tatsächlich Universal Music übernehmen will, steckt er in einer Zwickmühle. Aber Jobs wäre nicht Jobs, wenn er nicht immer wieder für eine Überraschung gut wäre, die Apple auf ganz neue Wege führt. (anw)