Electronic Arts setzt auf den Mac als Spieleplattform

Auf der WWDC in San Francisco gab EA-Kreativchef Bing Gordon ein neues Bekenntnis für den Mac ab. Neue Titel sollen in Zukunft auch für MacOS X veröffentlicht werden.

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Wer als Mac-Anwender einem gelegentlichen Spiel nicht abgeneigt ist, hat bislang unter Mac OS X wenig Auswahl. Nur wenige Entwickler und Publisher scheuen den Aufwand für einen Mac-OS-X-Port und dessen Support nicht. Ein paar populäre Titel gibt es immerhin, auch von großen Publishern, doch spielfreudige Macianer schielen immer ein bisschen neidisch auf die große Auswahl und die Veröffentlichungsflut im bösen Paralleluniversum.

Das könnte sich ändern. Auf der Entwicklerkonferenz in San Francisco teilte Apple-Chef Steve Jobs seine Bühne kurz mit zwei Veteranen der Spielebranche. "Electronic Arts, der Nummer Eins Spiele-Publisher der Welt, kommt zurück auf den Mac, und das in großem Stil", kündigte Jobs an und übergab an EA-Kreativchef Bing Gordon. Der durfte kurz ankündigen, dass EA ab Sommer einige seiner Top-Titel auch für Mac OS X verröffentlichen werden. So werden "Need for Speed: Carbon", "Command & Conquer 3: Tiberium Wars", "Battlefield 2142" und "Harry Potter and the Order of the Phoenix" ihr Stelldichein auf dem Mac geben. Angekündigt sind auch zwei Titel der populären Reihe EA Sports, "Madden NFL 2008" und "Tiger Woods PGA Tour 2008".

In Zukunft sollen ausgewählte EA-Titel dann parallel mit der PC-Version auch für Mac OS X auf den Markt kommen. Bisher haben zum Beispiel Studios wie Aspyr die populäreren Spiele mit EA-Lizenz und deutlicher Verspätung auf den Mac gebracht. Jetzt nutzt Electronic Arts den Windows-API-Emulator Cider von Transgaming. Cider lädt den PC-Code des Spiels in den Speicher des Macs und übersetzt zum Beispiel DirectX-Aufrufe für Mac OS X. Das Ganze soll so rank und schlank sein, dass es keine spürbaren Performanceverluste gibt. Entwicklern spart der Cider-Wrapper monatelange Portierung und einen zweigleisigen Support. Das funktioniert allerdings nur auf den neuen Intel-Macs, selbst die letzte Generation der G5-PowerPCs wird mit Cider nichts anfangen können.

EA Games kommt also ausgerechnet dann zurück auf den Mac, wenn Apple-Spielefans längst Windows hochfahren, um einmal richtig zu zocken. Ob sich die parallele Vermarktung für EA lohnt, werden die Verkaufszahlen zeigen. Mit einem Emulator wie Cider dürfte EAs Geduldsfaden etwas länger sein als bei einer teuren Portierung. Die Zusammenarbeit mit Aspyr soll unter Cider übrigens nicht leiden, hieß es von beiden Seiten. Doch Emulator oder nicht, am Ende zählt der wirtschaftliche Erfolg: Ob die Apple-Kundschaft den Erwartungen eines Unternehmens gerecht wird, das Millionenauflagen gewohnt ist, bleibt abzuwarten.

Nach Gordon hatte Shooter-Urgestein John Carmack während der WWDC-Keynote kurz Gelegenheit, einen ersten Eindruck von id Tech5, der neuen Game-Engine von id Software, zu vermittlen. id ist mit Doom, Quake oder Castle Wolfenstein so etwas wie die Keimzelle des First Person Shooters. Die Inspiration für ids genrebildendes Wolfenstein 3D aber war das 2D-Adventure Castle Wolfenstein von Muse. Das für den Apple II (und später andere Plattformen) programmierte Spiel war der Anfang einer Entwicklung, an deren Ende jetzt Carmacks Next-Generation-Engine steht. So gesehen haben Spiele eine lange Tradition auf Apple-Rechnern, auch wenn das Genre von Herstellern und Anwendern bisher etwas stiefmütterlich behandelt wurde. Aber das soll sich ja ändern.

Zu Apples World Wide Developers Conference 2007 siehe auch:

(vbr)