Elektronik wiederverwenden statt verschrotten

Eigentlich ist es ganz einfach: Vermeiden vor Wiederverwenden vor Recyceln vor Wegwerfen. Bei der Umsetzung des Elektrogesetzes, das in Deutschland den Umgang mit Elektronikschrott regelt, wird dies häufig nicht verwirklicht.

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Von
  • Angela Meyer

Eigentlich ist es ganz einfach: Vermeiden vor Wiederverwenden vor Recyceln vor Wegwerfen – diese seit langem akzeptierte Rangfolge soll die Auswirkungen umweltbelastender Aktivitäten verringern und ein nachhaltiges Wirtschaften unterstützen. Welche Chancen Wiederverwendung bietet und wie man sie konkret gestaltet, diskutierten Fachleute aus aller Welt beim First World Reuse Forum, das einen Tag vor der am heutigen Montag startenden Konferenz Electronics Goes Green die Wiederverwendung gebrauchter Geräte in den Mittelpunkt stellte.

Bei der Umsetzung des Elektrogesetzes, das in Deutschland den Umgang mit Elektronikschrott regelt, ist dies dagegen häufig nicht der Fall. Mit dessen Einführung hat sich Deutschland von der gezielten Unterstützung dieser Forderung eher entfernt. Die derzeitige Sammlung in Deutschland, die im Wesentlichen auf Kostenersparnis optimiert ist, unterläuft meist die Bemühungen um eine optimale Nutzung ausrangierter Geräte. Das Konzept der geteilten Verantwortung, bei dem die Kommunen die Altgeräte einsammeln und die Hersteller diese dann von beauftragten Unternehmen abholen und recyceln lassen, führt dazu, dass in vielen Kommunen die Geräte einfach in große Container geworfen werden. Hierbei können auch Schadstoffe freigesetzt werden, was durch die Abgabepflicht für Altgeräte eigentlich verhindert werden sollte. Wie in den Vorträgen gezeigte Fotos dokumentierten, sind die so behandelten Geräte spätestens nach dem Transport bestenfalls für ein Shredder-Recycling nutzbar. Die Frage nach Funktionstests, Reparieren oder Ausbau noch funktionsfähiger Teile für eine weitere Verwendung stellt sich oft nicht mehr.

Dabei könnte die konsequente Wiederverwendung funktionsfähiger Geräte Rohstoffgewinnung, Energieverbrauch und weitere durch die Herstellung neuer Geräte verursachte Umweltbelastungen stärker verringern als Recycling. Ansätze zur Wiederverwendung von IT-Geräten haben sich in Deutschland bisher vor allem im Business-Bereich etabliert, wo sich die entscheidende Bedingung einer durchgehend sorgfältigen Behandlung der Geräte einfacher realisieren lässt.

Zwei Studien innerhalb des Projektes GeProNet haben ergeben, dass es auch bei der Abgabe von Privatgeräten wie Fernseher, Monitore, Drucker, PCs und Waschmaschinen prinzipiell ein lohnendes Potenzial für den Weiterverkauf als Gebrauchtgeräte gibt – wenn die Geräte so, wie es vor der deutschen Umsetzung der WEEE-Richtlinie in etlichen Kommunen üblich war, gleich bei der Abgabestelle überprüft und sortiert würden. Immerhin wird bereits ein gutes Drittel aller ausrangierten Geräte direkt weitergegeben an Verwandte, Freunde oder den Gebrauchthandel. Ein weiteres ebenfalls noch funktionsfähiges Drittel landet allerdings in Kammer und Keller, um erst Jahre nach ihrer Ausrangierung, wenn sich das ursprünglich geplante Projekt endgültig nicht mehr lohnt, bei der Sammelstelle abgegeben zu werden. Reuse ist aber nur ein Baustein einer tatsächlich grünen Elektronik, über deren notwendige Umgestaltung hin zu einer umweltverträglichen Wirtschaft Wissenschaftler und Fachleute aus Unternehmen noch bis Mittwoch in Berlin diskutieren.

Zur Elektronikschrott-Entsorgung und den Entwicklungen bei der Elektronikschrott-Gesetzgebung siehe auch:

(anm/c't) / (jk)