Bundesregierung: Stromversorgung bis Ende des Jahrzehnts gesichert

Deutschland könne bis 2031 weiterhin auf hohem Niveau mit Strom versorgt werden – wenn einige Vorgaben umgesetzt werden, sagt die Bundesnetzagentur.

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Strommast in Bremen.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Wilkens

Die Stromversorgung in Deutschland ist nach Ansicht der Bundesregierung nach den derzeitigen Planungen bis 2031 gesichert. Sie hat nun einen Bericht der Bundesnetzagentur zum Monitoring der Versorgungssicherheit Elektrizität verabschiedet, laut dem die Versorgung mit Strom auch in den Jahren 2025 bis 2031 auf "weiterhin hohem Niveau" gewährleistet sei.

Die Bundesnetzagentur betrachtet in dem Monitoring-Bericht (PDF) mit Hilfe von zwei Studien von Beratungsunternehmen die Entwicklung des Strommarktes mit dem gesetzlich geplanten Ausbau der erneuerbaren Energien, dem Umbau des Kraftwerksparks und dem Netzausbau. Die Versorgung mit Strom sei dabei auch sicher, wenn 2030 der Kohleausstieg vollzogen werde. Auch berücksichtigt der Bericht die zunehmende Verbreitung von Elektroautos, Wärmepumpen sowie industrielle Großverbraucher und Elektrolyseure sowie die 4 GW Leistung, die wegfallen, wenn die noch verbliebenen Atomkraftwerke vom Netz gehen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schließt aus dem Bericht, die Stromversorgungssicherheit sei auch nach einem Umbau des Stromsystems auf 100 Prozent erneuerbaren Strom gewährleistet. Die Bundesregierung wolle den Umbau der Energieversorgung weiter entschlossen vorantreiben, die erneuerbaren Energien und die Netze ausbauen und die Kraftwerke modernisieren. Dazu wolle sie im laufenden Halbjahr eine Kraftwerksstrategie vorlegen. "Neue Kraftwerke müssen Wasserstoff-ready sein und so von Anfang an geplant werden. Entsprechend werden wir den Rahmen setzen", sagte Habeck.

In dem Monitoring-Bericht wird unter anderem davon ausgegangen, dass die erneuerbaren Energien nach den Zielen des novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG 2023) und des novellierten Wind-auf-See-Gesetzes ausgebaut werden. Demnach sollen bis 2030 die Erzeugungskapazitäten von Wind an Land und auf See sowie von Photovoltaik von derzeit etwa 123 GW auf 360 GW gesteigert werden. Das bisherige Ausbautempo müsste mehr als verdreifacht werden, heißt es in dem Bericht. Zudem sollen die Übertragungs- und Verteilnetze ausgebaut werden.

Das Stromsystem sei so robust, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet wäre, wenn 10 GW Erzeugungsleistung weniger im Markt sind, sagte Habeck. Dieser "Kapazitätspuffer" von 10 GW wird in dem Monitoring-Bericht erwähnt im Zusammenhang mit der Ungewissheit, ob die Marktakteure weiterhin dem Marktdesign und den Förderinstrumenten vertrauen.

Steuerbare Kraftwerke müssen zusätzlich gebaut werden, um die Stromnachfrage zu decken, wenn Wind und Sonne nicht ausreichend liefern. Hier werden in dem Bericht bis 2031 neue Gaskraftwerke im Umfang von bis zu 21 GW erwartet. Der Ausbau der Kapazität von Gaskraftwerken sei aber nicht gleichzusetzen mit einer höheren Gasverstromung. In den Szenarien des Berichts wurde noch nicht berücksichtigt, dass im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 8,8 GW Kapazität Wasserstoffkraftwerke gefördert werden sollen. Allerdings gebe es Unsicherheiten im Aufbau der Wasserstofferzeugung und -infrastruktur sowie der Importmöglichkeiten für Wasserstoff als Brennstoff.

Eine weitere Annahme in dem Bericht lautet, dass Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen oder Wasserstoff-Elektrolyseure Strom bei hoher Erzeugung Strom verstärkt nutzen und bei hoher Nachfrage den Bezug reduzieren könnten. Es wird empfohlen, dass die Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen beschleunigt werden. Dieses Ziel verfolgt die Bundesregierung unter anderem mit der nun beschlossenen Umsetzung der EU-Notfallverordnung, auch das im vergangenen Jahr beschlossene "Osterpaket" dient diesem Zweck.

Für den Bericht wurde ein Bruttostromverbrauch von 750 TWh veranschlagt, gegenüber 565 TWh im Jahr 2021. Er berücksichtigt mögliche Situationen und verschiedene Wetterkonstellationen und Kraftwerksausfälle, die das System herausfordern könnten. Dabei wurde für jedes betrachtete Jahr ein Kraftwerkspark berechnet und geprüft, ob dieser in unterschiedlichen Situationen die Versorgungssicherheit gewährleisten kann. Für jede der 8760 Stunden in einem Jahr wurden 350 unterschiedliche Kraftwerksausfälle angenommen und mit sechs unterschiedlichen Wetterjahren kombiniert – darunter auch welche mit sehr kalten Perioden und Dunkelflauten. Das ergab für jede Stunde 2100 Kombinationen aus Wetter und Kraftwerksausfällen. Mit einem Netzmodell wurde dabei analysiert, ob der Strom auch zum Verbraucher transportiert werden kann.

Die Bundesregierung veröffentlicht alle zwei Jahre das Monitoring der Versorgungssicherheit, so wie vor zwei Jahren; Handlungsempfehlungen muss sie alle vier Jahre vorlegen. Parallel erstellen Übertragungsnetzbetreiber Bedarfs- und Systemanalysen und legen sie jährlich vor. Dabei geht es darum, ob der benötigte Strom zwischen Erzeugern und Verbrauchern durch das bestehende Netz transportiert werden kann. Eine solche Analyse soll im April vorliegen.

(anw)