Energiekrise: Audi-Chef für autofreie Tage

Einem Tempolimit gegenüber zeigt sich Audi-Chef Markus Duesmann nicht abgeneigt. Eher noch befürwortet er Tage mit Fahrverboten.

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Ein Bild von einem der vier autofreien Sonntage im Herbst vor 49 Jahren.

(Bild: dpa)

Lesezeit: 3 Min.

Um die Menschen in Deutschland auf die aktuelle Lage einzustimmen, kann sich Audi-Chef Markus Duesmann autofreie Tage vorstellen. Solche hatte es zuletzt landesweit in Deutschland in den 1970er Jahren infolge der Ölkrise gegeben. Sollte es autofreie Tage geben, würde Duesmann sie auch privat nutzen: "Wenn es ein Sonntag ist, werde ich mit meinem Rennrad über die gesperrte Autobahn fahren."

Auch ein Tempolimit könne ein hilfreiches Symbol sein, sagte Duesmann der Süddeutschen Zeitung. Er sehe auf der Autobahn, dass den Menschen das Geld knapp werde. Viele würden nun rechts mit 100 km/h fahren. In dieser "außergewöhnlichen Situation" reiche Geld als "einziger Regler" nicht. "Wir müssen umdenken, uns klar werden, dass sich unser Leben ändert."

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), hatte sich Ende September ebenfalls gegenüber der Süddeutschen Zeitung gegen ein Tempolimit ausgesprochen. Ihres Erachtens seien Verhaltensänderungen angesichts der aktuellen Lage schon deutlich spürbar. Viele Menschen erlebten einen "drastischen Konsumschock", da brauche es keine Belehrungen.

Vor diesem Hintergrund sieht Audi "erste Zeichen" für einen Rückgang der Bestellungen in Europa. Noch müsse Audi seine Prognosen nicht senken, sagte Duesmann. "Aber da kommt was auf uns zu, wir können nichts ausschließen." Auch im Führungskreis werde das so diskutiert. "Ich neige nicht zur Sorge. Aber die aktuelle Situation beschäftigt mich schon."

Weil die Corona-Pandemie, fehlende Halbleiter und Verzögerungen in den Lieferketten die Autoproduktion lange gebremst hatten, haben sich die Auftragsbücher gefüllt. Der Audi-Chef sagte: "Im Moment kommen wir ja nicht mit der Produktion hinterher, aber wie sieht es in einem Jahr aus?" Ein langer Krieg beunruhige die Menschen, sie halten sich Kaufentscheidungen zurück. Zur hohen Inflation könnte eine Rezession kommen.

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Ein Tempolimit kommt für die Ampelkoalition nicht in Frage. SPD und Grüne sind zwar dafür, ihre Vertreter stimmten aber vor kurzem im Verkehrsausschuss des Bundestags dagegen, weil es ihnen der Koalitionsvertrag mit der FDP so vorgibt.

Das dieses Jahr überarbeitete Energiesicherungsgesetz stammt aus dem Jahr 1975, es wurde in der damaligen BRD als Reaktion auf die Ölkrise des Jahres 1973 verabschiedet. Das Vorgängergesetz aus dem Jahr bildete die Grundlage für eine Rechtsverordnung, mit der in der Bundesrepublik Tempobeschränkungen und autofreie Sonntage angeordnet werden konnten. Tatsächlich wurden dann vom 25. November und 16. Dezember 1973 an vier Sonntagen Fahrverbote verhängt. Der ADAC hat sich bereits gegen autofreie Sonntage ausgesprochen. Zum Thema Tempolimit mag sich der Automobilclub momentan nicht entschieden äußern, da das Meinungsbild nicht eindeutig sei.

(anw)