Energiekrise: CERN macht frĂĽher Winterpause, DESY bittet um mehr Geld

Großforschungseinrichtungen wie das CERN und das DESY benötigen besonders viel Strom. Dort gibt es nun erste Konsequenzen für den Betrieb der Instrumente.

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(Bild: Hertzog, Samuel Joseph: CERN)

Lesezeit: 3 Min.

Das europäische Kernforschungszentrum CERN will angesichts der Energiekrise nicht nur die alljährliche Winterpause verlängern, sondern den Stromverbrauch im kommenden Jahr um 20 % senken. Das teilte der Betreiber des weltgrößten Teilchenbeschleunigers mit, nachdem die bereits absehbaren Maßnahmen konkretisiert wurden. Auch das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg spürt dem US-Wissenschaftsmagazin Nature zufolge die Folgen der stark angestiegenen Energiepreise. Die Bundesregierung wurde demnach bereits um zusätzliches Geld gebeten, notfalls müsse die Winterpause dort ebenfalls ausgeweitet werden.

Schon Anfang September war bekannt geworden, dass beim CERN Pläne ausgearbeitet werden, um deutlich mehr Strom einzusparen. Die Einrichtung mit ihren insgesamt acht Teilchenbeschleunigern – darunter der Large Hadron Collider (LHC) – benötigt zu Spitzenzeiten ungefähr 200 Megawatt an Elektrizität, das sei etwa ein Drittel so viel wie ganz Genf. Die Großstadt, vor deren Toren das CERN liegt, hat 200.000 Einwohner und Einwohnerinnen. Wie Nature nun schreibt, soll das diesjährige Ende der Forschungsarbeit auf den 28. November vorgezogen werden. Im kommenden Jahr sollen demnach größere und kleinere Stromsparmaßnahmen umgesetzt werden, etwa bei der Beleuchtung des Außengeländes.

Die stark angestiegenen Kosten sind dem CERN-Forschungschef Joachim Mnich zufolge aber nicht der Hauptgrund für die Maßnahmen. Es handle sich um ein Zeichen der sozialen Verantwortung, die man habe, erklärte er Nature. Die Experimente, die jetzt nicht mehr durchgeführt werden können, müssen verschoben werden und der Wettbewerb um die reduzierte Forschungszeit im kommenden Jahr werde noch härter, erwartet er. Insgesamt würden die Folgen auf Forschung aber nicht sehr groß sein, beruhigt er. Anders als viele Unternehmen kann das CERN nicht dazu verpflichtet werden, in Spitzenzeiten den Stromverbrauch zu reduzieren. Es handle sich um freiwillige Maßnahmen, hatte das CERN erklärt.

Beim DESY in Hamburg hat man sich dem Bericht zufolge teilweise gegen steigende Energiepreise abgesichert. 80 % des 2023 benötigten Stroms seien bereits gekauft, außerdem 60 % der 2024 benötigten Menge und 40 % für 2025. Jetzt müsse man aber entscheiden, ob man zu den aktuellen Preisen die verbleibenden 20 % für 2023 noch kaufe. Ohne finanzielle Hilfe könne man sich das nicht leisten, erklärt Wim Leemans vom DESY gegenüber Nature. Das hätten dann Folgen für die Grundlagenforschung, die dort etwa zu Impfstoffen gegen Covid-19, Batterie- und Solarenergietechnologie durchgeführt wird. Deshalb soll jetzt auch überprüft werden, wie die Experimente mit weniger Strom durchgeführt werden können.

(mho)