Entlassener Olympus-Chef gibt Comeback-Versuch auf – und klagt

Ex-Olympus-Chef Michael Woodford bereitet dem japanischen Kamerahersteller neuen Ärger. Der Brite will zwar nicht mehr auf den Chefsessel zurück, zog aber dafür vor Gericht.

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Von
  • dpa

Der entlassene Olympus-Chef Michael Woodford, der den Bilanzskandal beim japanischen Kamerahersteller aufgedeckt hat, bringt seinen früheren Arbeitgeber vor Gericht. Zugleich gibt er den Kampf um eine Rückkehr an die Olympus-Spitze auf. Er habe nicht genug Unterstützung von großen japanischen Anteilseignern gewinnen können, erklärte der Brite am Freitag in Tokio.

Woodford reichte eine Klage in Großbritannien ein und könnte auch in Japan klagen, wie er am Freitag in Tokio erklärte. Er fordere das Gehalt für die restliche Laufzeit seines Vertrages sowie die Erstattung zusätzlicher Kosten.

Olympus hatte Woodford im Herbst entlassen. Er hatte zuvor in der Chefetage Fragen zu verdächtigen Übernahmedeals aus den vergangenen Jahren gestellt. Nach der Entlassung zog Woodford vor die Presse und brachte damit den Stein ins Rollen. Am Ende musste Olympus einen gewaltigen Bilanzbetrug einräumen. Mit Hilfe aufgeblähter Übernahmedeals wurden nach heutigen Erkenntnissen Verluste von insgesamt 134,8 Milliarden Yen (aktuell rund 1,3 Mrd Euro) verschleiert.

Der Bilanzskandal stürzte Olympus in eine tiefe Krise. Mitte Dezember verhinderte das Traditionsunternehmen in letzter Minute die Verbannung von der Börse in Tokio, indem es aktualisierte Zahlen nachreichte. Kurz vor Weihnachten gab es den nächsten Schock mit einer groß angelegten Razzia von Polizei und Staatsanwaltschaft.

Woodford hatte in den vergangenen Wochen versucht, eine Aktionärsfront für die Rückkehr an die Olympus-Spitze zu organisieren. Dafür war der Rückhalt bei japanischen Investoren entscheidend – und da stieß der rebellische Brite auf taube Ohren: Keiner der großen institutionellen Anteilseigner in Japan habe auch nur ein Wort der Unterstützung für ihn geäußert, sagte Woodford am Freitag. Stattdessen hätten sie im Endeffekt dem "verdorbenen und belasteten Vorstand" erlaubt, im Amt zu bleiben, kritisierte er laut Medienberichten.

Der aktuelle Chef Shuichi Takayama hatte eine Rückkehr Woodfords in die Unternehmensführung ausgeschlossen. Die heutige Spitze will sich allerdings zurückziehen, wenn sie die Krise einigermaßen in Griff bekommen hat. Einen genauen Zeitraum nannte Takayama nicht, im Frühjahr könnte es aber soweit sein.

Woodford nannte als weiteren Grund für seinen Rückzieher auch die Belastung für seine Familie durch den Wirbel um seine Person seit Mitte Oktober. (keh)